Freitag, 26. Dezember 2008

Vor Gericht

26. Dezember 2008
Häufiger Sorgerecht entzogen

Die Familiengerichte in Mecklenburg-Vorpommern haben im Jahr 2007 deutlich häufiger Eltern das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen als im Jahr zuvor.

MVregio, 26. Dezember 2008

Immer eine Gratwanderung

Von welchem Moment an muss der Staat ein Kind vor seinen Eltern schützen? Diese Entscheidung ist immer wieder eine Gratwanderung - für das Jugendamt und für das Familiengericht. Wie schmal dieser Grat ist, zeigt der Fall eines Kindes im Kindergartenalter, der "gerade noch mal gut gegangen ist", wie Wolf Andrée-Röhmholdt berichtet, der Familienrichter am Stuttgarter Amtsgericht ist.

Stuttgarter Zeitung, 21. Oktober 2008

Mehr Kompetenzen für Familienrichter

Am Donnerstag machte der Landtag Vorsorgeuntersuchungen von Kindern in Bayern zur Pflicht. Der Bundestag verabschiedete das "Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls". Es ermöglicht Familiengerichten und Jugendämtern, frühzeitig einzuschreiten. Für Bayern geht das Gesetz nicht weit genug.

Justizministerin Beate Merk fordert mehr Kompetenzen für Familienrichter bei der Unterbringung Jugendlicher in geschlossenen Heimen.

Welt online, 27. April 2008

Drohen statt vermitteln

Bernd Schnardthorst reicht beim Familiengericht einen Antrag nach dem anderen ein, eine Dienstaufsichtsbeschwerde folgt der nächsten. Oft nicht gerade sehr freundlich formuliert. Auf Antrag der gegnerischen Anwältin leitet das Amtsgericht Buxtehude ein Entmündigungsverfahren gegen den Ingenieur ein.

Report München, 14. April 2008

Samstag, 20. Dezember 2008

Rübezahl in Holzen





Hier geht es zum ehemaligen Kinderheim "Rübezahl". Foto: Tjaden

8. November 2008
...und es gab es doch, das Heim Rübezahl in Holzen

"Ich fände es prima, wenn wir eine Sprache fänden für all das, was wir als Kinder erleben mussten", schreibt ein ehemaliges Heimkind in einem Forum. Der erste Eintrag stammt vom 10. September 2008. Seitdem erfahren immer mehr Ehemalige: "...und es gab es doch, das Heim Rübezahl in Holzen."

Holzen ist ein 700-Seelendorf in der Samtgemeinde Eschershausen. Das Ortswappen zieren ein schwarzer, silbern gebördelter Dreiberg mit gekreuztem Hammer und Schlägel, darauf steht eine grüne Buche. Symbolisiert werden so der für Holzen wichtige Asphaltbergbau und die ebenso wichtige Landwirtschaft.

In der Landwirtschaft gearbeitet hat auch Herbert Schlotter, bevor er in den Bergbau wechselte. Der in Schlesien geborene 78-Jährige trat 1979 in die SPD ein und war von 1981 bis 2001 Bürgermeister des Ortes. Das kam so: "Man hat mich gefragt, und ich habe es gemacht." Kürzlich ist er wieder gefragt worden. Dieses Mal nicht von seinen Genossinnen und Genossen, dieses Mal von der Kripo aus Holzminden. "Das Gespräch hat einige Stunden gedauert", sagt er.

Dabei ging es um ein Kinderheim, das von 1955 bis 1972 auf dem Greitberg existierte. In der 320-seitigen Dorfchronik, die Herbert Schlotter mit anderen 2004 zum 1000-jährigen Bestehen von Holzen veröffentlicht hat, wurden dem Heim Rübezahl sechs Absätze gewidmet. Das ist erstaunlich wenig, denn die Geschichte dieses Lagers kann als spannend gelten. Etwas mehr erzählte der Chronist Detelf Creydt aus Holzminden im vierten Band von "Zwangsarbeit für Industrie und Rüstung im Hils 1943 bis 1945".

Wir erfahren: Anfang August 1944 baute die Hitlerjugend aus Eschershausen auf dem Greitberg ein Zeltlager auf. Untergebracht wurden dort Häftlinge, die auf den Wiesen Baracken errichteten. Später wurde das Lager eingezäunt und der Draht unter Starkstrom gesetzt. Fertig war das Zuchthauslager Holzen als Außenstelle von Hameln und Celle.

9. November 2008
Sexueller Missbrauch und Morde in Kinderheim?

"Später wohnten dort die Letten", erinnert sich der ehemalige Bürgermeister und Chronist Herbert Schlotter. Damit gemeint sind aus Lettland vertriebene Deutsche. 40 waren es vom 1. Mai bis 1. August 1946. Im Mai 1947 wurde das Lager wieder aufgelöst. Plünderer stahlen, was nicht niet- und nagelfest war. Dann übernahm die Innere Mission das Lager und brachte dort 17- bis 24-Jährige unter, die an der so genannten "Zonengrenze" aufgegriffen worden waren. 23 wohnten schließlich auf dem Greitberg, sie brachten die Baracken wieder in Schuss, unterstützt wurden sie von einer Quäkerin mit Kleiderspenden. Der Strom kam von einem Stollen, die Wasserleitung bauten die 17- bis 24-Jährigen selbst.

1955 zogen "gefallene Mädchen" in das Lager ein. Mit ihnen kamen junge Männer auf Motorrädern. "Wir wussten gar nicht, woher die alle waren", denkt Herbert Schlotter an diese Episode zurück. Doch schon bald knatterten keine Motorräder mehr durch das Dorf und den Greitberg hinauf, denn - so der ehemalige Bürgermeister: "Diese Prostituierten waren schnell wieder weg" und aus dem Lager "Rübezahl" wurde ein Kinderheim, in dem Grausames geschehen sein soll.

"Dort war es auch nicht schlimmer als zu der Zeit in anderen Heimen", sagt zwar der 78-Jährige, aber in einem Strafantrag, der am 13. April 2008 gestellt worden ist, steht: "Es gibt eine ausgewanderte Augenzeugin und weitere Zeugen, die über Misshandlungen mit Todesfolge aussagen können." Im nächsten Absatz wird es konkreter: "Es wurde berichtet, dass Soldaten in der Zeit von 1956 bis 1963 nachts in die Schlafzimmer kamen, um sich an den Heimkindern sexuell zu befriedigen. Ein Zeitzeuge berichtet von einem gefesselten Kleinkind mit blutigem Po. Die getöteten Kinder sollen in die Munitionsbunker geworfen worden sein."

Kinderleichen soll es auch hinter dem Gasthaus "Roter Fuchs" geben. Dieses Ausflugslokal steht oben auf dem Greitberg. An diesem frühen Nachmittag sitzt nur ein Gast an der Theke. Der 80-Jährige hat finanzielle Sorgen: "Die Bank hat mir nur die Hälfte gegeben. Andreas verwaltet mein Geld. Das kann der doch nicht machen. Ich gehe zum Anwalt."

"Das ist eine sehr gute Idee", sagt der Wirt und kommt an meinen Tisch. Er nimmt meine Bestellung auf und beantwortet meine Frage nach dem ehemaligen Kinderheim "Rübezahl" ohne eine Sekunde des Nachdenkens: "Das sind von hier nur wenige Meter den Berg hinunter. Dort gibt es eine Schranke. Es sind aber nur noch die Fundamente vorhanden."

10. November 2008
Schweigen hat Tradition?

Der 80-Jährige sitzt in Hörweite, reagiert aber nicht, als ich auch ihn nach dem Kinderheim frage.

„Ich habe immer so ein Rauschen in den Ohren“, sagt er.

Wie ein ganzes Dorf, als es auf dem Greitberg ein Zuchthauslager gegeben hat?

„Die Behandlung der Insassen soll unmenschlich gewesen sein“, berichtet der Holzmindener Chronist Detlef Creydt. Einige Aufseher hätten sich brutale Strafen einfallen lassen: Den Kopf eines Häftlings zwischen Spind und Spindtür einquetschen, bis das Nasenbein bricht beispielsweise.

Das hat man im Dorf gewusst, so mancher steckte den Häftlingen unter Tage Brot zu, ein Aufseher versteckte Nahrungsmittel in einem Erdloch. Doch das Schlimmste konnte niemand verhindern: In dem Lager starben 32 Männer.

„Der Boden ist mit Blut getränkt“, sagt ein Stuttgarter, der im Kinderheim „Rübezahl“ aufgewachsen ist. Es soll auch zwischen 1955 und 1972 geflossen sein. Auch ein ehemaliges Heimkind aus Darmstadt erinnert sich an „Gewalt und Demütigung“. Niemand habe sich darum gekümmert, „weghören und wegsehen“ gehöre wohl zur Tradition von Holzen.

„Wir waren isoliert“, sagt ein weiteres Heimkind aus der Region Hannover. Den Weg zur Schule legten die Heimkinder zu Fuß zurück, fünf Kilometer den Greitberg herunter, immer an der Straße entlang, bei Regen wurden sie so nass, dass ihre Klamotten während des Unterrichts getrocknet werden mussten.

„Das ging irgendwann nicht mehr so weiter“, sagt der ehemalige Bürgermeister Herbert Schlotter. Aber „isoliert“ sei das falsche Wort, denn: „Einmal im Jahr haben die Dorfkinder und die Heimkinder ein Schulfest gefeiert. Das fand auf dem Greitberg statt.“

Der Wirt des Gasthauses „Roter Fuchs“ berichtet sogar, dass er mit einem ehemaligen Heimkind in einem Nachbarort Fußball gespielt habe. Auch an den Namen erinnert er sich und fügt hinzu: „Der wohnt jetzt in Hildesheim.“

Manchmal sind Heimkinder, die nach der Schule keine Umwege machen durften, zu diesem Gasthaus gewandert. Der Wirt hatte Windbeutel für sie. Erfuhr die Heimleitung davon, soll es nach Angaben eines ehemaligen Heimkindes „Prügel ohne Ende“ gegeben haben.

11. November 2008
Kann nie wieder gut gemacht werden

Daran möchte auch ein vierfacher Familienvater aus der Region Hannover nicht erinnert werden: „Wenn ich über meine Heimerfahrungen berichten würde, würde das alte Wunden wieder aufreißen.“ Auch seine Kinder wüssten nichts über seine Vergangenheit. Das solle so bleiben. Außerdem: „Ich erwarte keine finanzielle Entschädigung. Von der evangelischen Kirche will ich kein Geld. Was die uns als Kinder angetan haben, können die nie wieder gut machen.“

Die Wahrheit muss erzählt werden, meint dagegen der Dorfchronist Detlef Creydt. Auch er hat bereits Besuch von der Kripo aus seiner Heimatstadt bekommen und Herbert Schlotter, ehemals Bürgermeister des 700-Seelen-Dorfes Holzen, sagt zum Abschied: „Wenn Sie etwas herausfinden, dann geben Sie mir bitte Bescheid.“

Die Geschichte von den Kinderleichen nur haarsträubend findet Dr. Seliger, der in der Holzmindener Stadtbibliothek arbeitet und im ersten Stock ein kleines Büro hat: „Vielleicht gibt es auf dem Greitberg auch noch einen Tunnel...“ Den wohl nicht, dafür im 20 Kilometer langen Höhenzug Ith aber mehr als 20 Höhlen.

Dort sind immer neue Funde gemacht worden. 1988 wurde in der so genannten „Kinderhöhle“ ein zertrümmerter Schädel entdeckt. Er stammte von einem Vierjährigen. Dieses Geheimnis wurde aber schon im 19. Jahrhundert gelüftet: Prähistorische Menschen hatten in Höhlen Feinde verspeist, immer wieder gab es deswegen Knochenreste, die ans Tageslicht geholt wurden.

Solche Geschichten haben möglicherweise die Fantasie eines Heimkindes angeregt - als Erwachsene konnte sie schließlich Dichtung und Wahrheit nicht mehr auseinander halten? Gleichwohl: Die Kripo in Holzminden und die Staatsanwaltschaft in Hildesheim haben den Strafantrag noch nicht zu den Akten gelegt. Seit Juni 2008 gilt: „Zurzeit werden polizeiliche Vorermittlungen geführt.“ (Az.
NZS 17 AR 17182/08)

Noch einmal nach Holzen und auf den Greitberg: 1968 ist der Heimleitung die Kündigung des Pachtvertrages auf den Schreibtisch geflattert. 1972 zog die Innere Mission mit rund 50 Kindern ins Haus Harderode um. Den Spitznamen für eine der Heimleiterinnen nahm sie mit. Er lautete: „die Teufelin“.

Dann meldet sich wieder ein ehemaliges Heimkind. Wieder: Berichte über schwere Misshandlungen - und das gefesselte Kleinkind mit blutigem Po bekommt einen Namen: Jürgen.

14. November 2008
Schwerwiegende Vorwürfe

Die Diakonie Himmelsthür hat erst jetzt durch Nachfrage eines Journalisten davon erfahren, dass bereits im April 2008 eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Hannover eingegangen ist mit schwerwiegenden Vorwürfen zu möglichen Vorgängen im ehemaligen Kinderheim Holzen, das in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren zum damaligen Frauenheim von Hildesheim ermöglichte.

Die Staatsanwaltschaft hat sich bislang nicht an uns gewandt. Sollten die erhobenen Vorwürfe gegen ehemalige Mitarbeiter des Kinderheims Holzen auch nur im Ansatz erhärtet werden können, würde es sich um abscheuliche Verbrechen handeln, für die es keinerlei Entschuldigung geben kann.

Die Diakonie Himmelsthür wird alles tun, was in ihrer Macht steht, um Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zu unterstützen, damit mögliche Verantwortliche noch ausfindig gemacht und mit aller Strenge zur Rechenschaft gezogen werden können.

Frank Hüsemann
Pastor/Leitung
Diakonie Himmelsthür

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Auf der Anklagebank

3. Dezember 2008
Priester legt Geständnis ab

Ein katholischer Ordenspriester hat im unterfränkischen Bad Neustadt über Jahre hinweg Schüler sexuell missbraucht. Der 71-jährige Pater habe zugegeben, zwischen 1972 und 1976 mindestens 16 damals minderjährige Schüler wiederholt sexuell missbraucht oder dies versucht zu haben, teilte der in Mainz ansässige Orden "Missionare von der Heiligen Familie" mit. Strafrechtlich seien die Vorwürfe aber verjährt. Der Mann hatte in dem 1978 geschlossenen Internat "Lebenhan" als Erzieher gearbeitet.

Süddeutsche Zeitung, 3. Dezember 2008

17. Juli 2008
Vier 4 kids - Eltern klagen gegen Justiz

„Vier 4 kids - Eltern klagen gegen Justiz“ - so lautet das Motto einer Pressekonferenz, zu der die beiden CSU-Landtagsabgeordneten Josef Ranner und Blasius Thätter am heutigen Donnerstag Pressevertreter eingeladen haben. Angeprangert werden in München „absolut skandalöse Beispiele, wie Gutachter, Gerichte, Jugendämter und Verfahrenspfleger unsere Familien kaputt machen“ (so die beiden Politiker in ihrer Einladung). Kronzeugen der Anklage sind ein Journalist, eine Studienrätin, eine Schriftstellerin und ein BMW-Produktmanager.

Fall 1:

Sonja Mang bringt ihre sechsjährige Tochter am 14. Juni 2007 in den Kindergarten. So beginnt der Tag für die Studienrätin wie viele nach der Trennung von ihrem Mann im Oktober 2004. Doch mittags beginnt der Alptraum: Das Mädchen ist nicht mehr im Kindergarten, das Kind ist beim Vater.

Verfahrenspfleger und eine Mitarbeiterin des Jugendamtes überreichen der Mutter eine einstweilige Anordnung des Amtsgerichtes Dachau, ein Gutachten und einen Brief des Gutachters an die Richterin. In diesem Schreiben steht, dass Sonja Mang das Aufenthaltsbestimmungsrecht entzogen worden sei, auch über die medizinischen und schulischen Belange ihrer Tochter dürfe sie nicht mehr entscheiden. Angeblich ist die Studienrätin erziehungsunfähig und nicht förderkompetent, somit bestehe hypothetisch eine Gefährdung des Kindeswohls.

Seit Geburt um Tochter gekümmert

Sonja Mang hat mit ihrer Tochter in einem Dorf bei Dachau gewohnt, seit der Geburt kümmert sie sich um das Kind, das mit seinen Freundinnen bereits einen Vormittag seine zukünftige Grundschule besucht hat.

Die Studienrätin berichtet vor der Presse in München, was bis zum 14. Juni 2007 hinter ihrem Rücken geschehen sein soll: „Der Verfahrenspfleger informiert den Kindesvater, dass dieser alles vorbereiten kann, sobald der Verfahrenspfleger aus dem Urlaub zurück ist, das Gericht erlässt eine einstweilige Anordnung, meine Tochter macht eine Therapie, damit sie die Trennung von mir verkraftet, mein Anwalt und ich werden erst informiert, wenn meine Tochter bei ihrem Vater ist.“

13 Monate sind seither vergangen, Sonja Mang hat ihre Tochter seit dem 14. Juni 2007 nicht mehr gesehen: „Der Vater ließ keinen Kontakt zu.“ Fünf Anträge ihrerseits sind bis heute nicht bearbeitet worden. Sonja Mang: „Eine Schädigung meines Kindes ist von den Behörden und vom Vater billigend in Kauf genommen worden. Nach der Herausnahme aus dem Kindergarten ist meine Tochter innerhalb von 19 Tagen neun Mal bei einem Kinderpsychiater gewesen.“


Fall 2

Die Journalistin und Schriftstellerin Esther von Krosigk muss von August 2005 bis Februar 2006 aus beruflichen Gründen ins Ausland, sie schickt ihren Sohn zu seinem Vater in München, dort besucht er die Grundschule und soll dort die Schulzeit zu Ende machen.

Im April 2007 wird Esther von Krosigk vom Münchner Amtsgericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht entzogen und auf den Vater übertragen. Das Gericht schaltet einen Gutachter ein. Esther von Krosigk: „Dieser Gutachter schien die Sache zunächst nicht so wichtig zu nehmen. Er meldete sich zu einem Besuch am 30. Juli an, also fünf Wochen nach der Gerichtsverhandlung und kam mit achtstündiger Verspätung.“

Die Mutter schafft Fakten, meldet ihren Sohn an einem Gymnasium in ihrem Wohnort an, ihr Sohn kehrt nach Köln zurück. Doch der Gutachter will weitere Gespräche führen. Esther von Krosigk: „Es begann ein Telefonterror durch den Gutachter. Er versuchte mich an manchen Tagen bis zu 20 Mal zu erreichen. Obwohl er immer wieder behauptete, die Teilnahme sei freiwillig, ist dies eine einzige Zwangssituation. Denn wer nicht mitmacht, wird mit Kindesentzug bestraft. So einfach ist das.“

Schließlich wird der Richter in München von einer Richterin ersetzt, die entscheidet nach einer 15-minüten Verhandlung: „Das Kind bleibt bei der Mutter.“

Siehe auch

Fall 3:

„Nach drei Jahren bin ich finanziell am Ende und gesundheitlich angeschlagen“, sagt der Journalist und Pressesprecher Michael G. Möhnle. An die Gespräche mit einer Gutachterin erinnert er sich so: „Sie glichen Verhören.“

Michael G. Möhnle arbeitet seit 1991 wieder in München, er hat eine 13-jährige Tochter und einen 10-jährigen Sohn. Im Juni 2005 behauptet seine Frau, er habe sie geschlagen, innerhalb von zehn Minuten muss er das Haus verlassen, die Polizei führt ihn ab. Der Vorwurf wird von einem Richter vom Tisch gewischt, im Oktober 2005 beantragt Michael G. Möhnle beim Rosenheimer Familiengericht das Aufenthaltsbestimmungsrecht für seine Kinder, doch die Mutter geht als Gewinnerin aus dem Streit hervor.

Zustand verschlechtert sich

Da sich aber der Zustand der von Geburt an hörbehinderten Tochter immer weiter verschlechtert, bemüht der Journalist und Pressesprecher auch 2007 die Gerichte. Erneut steht er vor dem gleichen Richter, der ordnet an: „Die Mutter muss sich sofort um ihre Tochter kümmern.“

Damit das geschieht, wird Michael G. Möhnle immer wieder aktiv, ein Institut stellt fest, dass seine Tochter nur noch ein Hörvermögen von 40 Prozent hat, ein Jahr davor sind es noch 90 Prozent gewesen. Nach einer Korrektur steigt ihr Hörvermögen wieder auf 75 Prozent.

Dennoch hält das Amtsgericht in Rosenheim an seiner bisherigen Einschätzung fest, der neue Freund der Mutter seiner Kinder „bedroht, belästigt und beleidigt“ Michael G. Möhnle, im Juni 2007 wird er per Fangschaltung überführt und am 28. April 2008 zu 150 Tagessätzen - ersatzweise Haft - verurteilt.

Im Sorgerechtsstreit wird der Richter gegen eine Richterin ausgetauscht und die macht am 6. Juni 2008 einen Vorschlag, der dem von Michael G. Möhnle im Juni 2007 vorgeschlagenen Kompromiss sehr ähnelt. Heute sagt der Redakteur und Pressesprecher: „Von dem gemeinsamen Vorgehen der Antragsgegnerin mit ihrem Lebensgefährten gegen den Vater war nie die Rede, dass der kriminelle Lebensgefährte nun ständig im Haus ist und zur neuen Bezugsperson für die Kinder wird, spielt keine Rolle, der Einbruch in der Hörversorgung der Tochter wurde verschwiegen, dass der HNO-Gutachter bewusst Fakten unter den Tisch kehrte und keine einzige verwertbare Aussage machte, hat niemanden interessiert. Ist es da ein Wunder, dass Eltern verzweifeln?“

Fall 4:

Der BMW-Produktmanager Andreas Buske hat vier Stief- und vier leibliche Kinder, am 1. März 1996 heiratet er seine Frau, geschieden wird die Ehe am 19. Juli 2005.

Im April 2001 stellt Andreas Buske zum ersten Mal fest, dass in seiner Familie die Gewaltbereitschaft steigt, seine 12-jährige Stieftochter hängt sich an einem Wasserrohr auf, die Mutter behauptet: „Es war ein Unfall beim Spielen.“ Seine Frau hält ihre Kinder zum Ladendiebstahl an, es hagelt Strafanzeigen gegen sie und gegen die Kinder, Endstation für die Mutter ist am 28. Februar 2003 die geschlossene Abteilung der psychiatrischen Danuvius-Klinik in Ingolstadt.

Im Oktober 2003 macht sich eine Gutachterin an die Arbeit, sie erklärt den Kindern: „Euer Vater hat keine Chance“, seine Frau wird von ihr zum Opfer erklärt, es kommt zu weiteren Tätlichkeiten der Mutter, eine Tochter bekommt sogar Ohrfeigen, während die Gutachterin im Hause ist. Die Gutachterin vermerkt: „V. ist hingefallen.“

Mehrmals wird Andreas Buske beim Jugendamt in Pfaffenhofen vorstellig, doch eine Mitarbeiterin sagt: „Für das Jugendamt sind Zeugenaussagen, egal ob eidesstattlich oder nicht, keine Beweise und werden nicht ernst genommen.“

Im Juni 2005 gibt der BMW-Produktleiter auf: „Es gibt die entsprechenden Aktenzeichen der Behörden, eidesstattliche Erklärungen, Anzeigen beim Jugendamt und die Diagnose der psychiatrischen Klinik“, aber was er nie werde belegen können, sei „wie sich Menschen über alle Rechte hinwegsetzen und in ihrer Demonstration der Macht Familien zerschlagen.“

Siehe auch