Montag, 12. April 2010

Fragen

12. April 2010

Bischof Mixa - oder: Die Geister, die sie riefen
72 Prozent meinen: Der katholische Bischof Walter Mixa sollte sein Amt ruhen lassen, bis die Vorwürfe geklärt sind. Das ist das Zwischenergebnis einer Umfrage von Welt online. Danach sieht es aber nicht aus. Der Augsburger bleibt dabei: "Ich habe mir nichts vorzuwerfen."

Belastet wird Mixa in einem halben Dutzend eidesstattlichen Versicherungen, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen. Die Urheber sind unbekannt. Das muss schleunigst anders werden, hört man jetzt aus der katholischen Kirche. Die ehemaligen Heimkinder, die angeblich von Mixa misshandelt worden sind, sollen sich zu erkennen geben. Bislang vergeblich bemüht sich der katholische Bischof um ein Gespräch mit ihnen.

Derweil kursieren im Internet Mitteilungen von ehemaligen Heimkindern an ehemalige Heimkinder, in denen Antje Vollmer Inkompetenz vorgeworfen wird. Sie sei als Vorsitzende des Runden Tisches des Bundestages, der sich mit der Heimgeschichte in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren beschäftigt, ungeeignet. Jetzt gerate sie noch mehr unter Druck, weil mit den jüngsten Missbrauchsvorwürfen eine zweite Diskussionsebene entstanden sei.

Das Schicksal ehemaliger Heimkinder ist seit vier Jahren Thema. Bis dahin ist es unter den Teppich gekehrt worden. Im Februar 2006 erschien das "Spiegel"-Buch "Schläge im Namen des Herrn", auch der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages fasste dieses heiße Eisen an. Die Kirchen reagierten darauf eher kleinlaut, manchmal gab es Worte des Bedauerns, nachgeschoben wurde aber viel zu oft: "An Entschädigungen für erlittenes Leid ist nicht zu denken."

Die Geister, die sie damit riefen, wurden die Kirchen nicht wieder los. Der Geduldsfaden einiger ehemaliger Heimkinder ist schon lange gerissen. Gesprächsangebote nehmen sie nicht mehr an. Statt dessen: neue Fronten. Die sicherlich nicht aufgelöst werden mit dem Hinweis, so mancher Heimskandal sei dem "damaligen gesellschaftlichen Umfeld" geschuldet. Motto: "Alle haben Kinder geschlagen - wir auch." Erstaunlich, wie schnell die Kirchen von moralischen Rössern, die sie sonst so gern satteln, wieder herunterkommen.

Aber: Darf man deswegen etwa auch vermuten, dass Walter Mixa als katholischer Bischof lügt, wenn er seine Unschuld beteuert? Sicherlich nicht. In der "Welt" hat sich jetzt ein Entlastungszeuge zu Wort gemeldet. Dieser Zeuge heißt Helmut Diehl, wohnt im Landkreis Ludwigshafen und ist von 1970 bis 1976 Heimkind im Kinderheim Sankt Josef in Schrobenhausen gewesen. Er schreibt, dass er die Vorwürfe gegen Walter Mixa "absolut nicht bestätigen" könne.

31. Oktober 2008
Offener Brief an Landesbischöfin Käßmann

Als Redakteur, der sich seit gut einem Jahr mit dem Schicksal ehemaliger Heimkinder in den 1950er- bis 1970er-Jahren in staatlichen und kirchlichen Einrichtungen beschäftigt, habe ich mich im September 2008 über die Nachricht gefreut, dass sich die evangelische Landeskirche in Niedersachsen intensiv dieses Themas angenommen hat. Außerdem schaltete die niedersächsische Sozialministerin eine Hotline. Hinzu kam die Meldung, dass der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages nach intensiver Beratung Wiedergutmachungs-Vorschläge machen werde.

Hier weiterlesen

22. September 2008
Kommt nun mehr von der Caritas?

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat der Caritas-Verband meine Fragen zu Entschädigungen für ehemalige Heimkinder abgebügelt. So teilte mir die Pressestelle dieser Organisation am 13. Juni 2008 mit, dass Caritas-Präsident Peter Neher sich am 16. Februar 2006 in einem Artikel der „Tagespost“ zwar für Akteneinsicht, Bescheinigungen für die Rentenversicherung und für Gespräche ausgesprochen habe, keinesfalls jedoch für Entschädigungen.

Onlinezeitung24, 21. September 2008

Freiwillige Feuerwehr
Herschbach
Fax-Nr. 02626/140796


1. September 2008

Sehr geehrte Damen und Herren,

In einer Mail eines ehemaligen Heimkindes ist mir von einer Demonstration vor dem ehemaligen Wasserschloss berichtet worden, die am 30. August 2008 in Herschbach stattfand. Dieses ehemalige Wasserschloss ist Sitz der so genannten “Dernbacher Schwestern”, denen auch in den Medien Misshandlungen von Heimkindern vorgeworfen werfen.

Bei dieser Demonstration sollen Bürgerinnen und Bürger berichtet haben, die Feuerwehr habe oft genug Kinder von den Dächern geholt, um sie vor einem Selbstmord zu bewahren, sogar Tote soll die Feuerwehr geborgen haben. Ein “älterer Herr” habe die Leichen sogar gesehen.

Als Redakteur beschäftige ich mich seit geraumer Zeit mit dem Thema Heimkinder in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren. Dabei kommt die Rede immer wieder auf diese so genannten “Dernbacher Schwestern”, die angeblich immer noch das Gespräch mit Betroffenen verweigern. So sei das auch bei der Demonstration am 30. August 2008 gewesen, als sich ein ehemaliges Heimkind zum ehemaligen Wasserschloss begeben und Hausverbot bekommen habe.

Vor Ort sei auch der Geschäftsführer gewesen, der kürzlich gegenüber dem “Kölner Stadtanzeiger” gesagt hat, die vermeintlichen Opfer bildeten sich ihre Erlebnisse aus der Kindheit lediglich ein.

Deshalb meine Fragen: Hat es wirklich eine Zeit gegeben, in der die Feuerwehr wie behauptet aktiv werden musste? Hat die Feuerwehr zudem tote Heimkinder geborgen?

Auch dieses Fax veröffentliche ich auf meinen Seiten http://kinderinheimen.blogspot.com, denn meines Erachtens reicht es nicht aus, wenn Politiker - wie kürzlich in Schleswig-Holstein - ihr Entsetzen über die damaligen Zustände in Kinderheimen äußern, es muss auch endlich eine möglichst breite Öffentlichkeit hergestellt werden.

Vielen Dank für Ihre Hilfe!

20. August 2008
Mail an Wettbewerbszentrale und Landgericht Duisburg

Sehr geehrte Damen und Herren, als Redakteur, der sich seit geraumer Zeit mit dem Schicksal eines Heimkindes beschäftigt, hat auch ein Gutachter aus Duisburg zu meinen Informanten gehört.

Nun gibt es auf den Seiten des Münchner Redakteurs Michael G. Möhnle ein Thesenpapier, in dem es heißt:

"3. Verwendete Bezeichnungen wie “Gerichtssachverständiger“, „als Sachverständiger beim Gericht eingetragen“ sind unlauterer Wettbewerb und können bei der Wettbewerbszentrale in Bad Homburg angezeigt werden mail@wettbewerbszentrale.de Einzig in Bayern kann man sich öffentlich beeidigen und bestellen lassen."

Wenn das stimmt, wundere ich mich über den Briefkopf dieses Gutachters aus Duisburg. Er lautet u. a. Dr. Dr. Dr. Hans-Dieter Zoch, Martinstraße 35, 47058 Duisburg, Vereidigter gerichtspsychologischer Sachverständiger gem. Vereidigung beim Präsidenten des Landgerichtes Duisburg für alle Gerichte des Landes Nordrhein-Westfalen."

Sollte es sich hier um einen Wettbewerbsverstoß handeln, zeige ich ihn hiermit an. Außerdem bitte ich Sie um eine Antwort auf meine Frage, ob die Angaben von Herrn Möhnle aus München zutreffend sind.

Mit freundlichen Grüßen

Heinz-Peter Tjaden
Krumme Straße 1
26384 Wilhelmshaven

2. September 2008
Antwort des Duisburger Landgerichts

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Dr. Hans-Dieter Zoch ist vom Präsidenten des Landgerichts Duisburg am 17.04.2000 für die Gerichte des Landes Nordrhein-Westfalen als psychologischer Sachverständiger vereidigt worden.


Mit freundlichen Grüßen

Ulrich
Pressedezernent des Landgerichts Duisburg

20. August 2008

Sehr geehrter Herr Tjaden,

ich habe Ihre Anfrage zusändigkeitshalber an das Landgericht Duisburg weitergeleitet. Sie werden von dort eine Antwort erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Silvia Klein
Justizministerium Nordrhein-Westfalen
- Pressereferat -
Martin-Luther-Platz 40
40212 Düsseldorf

10. August 2008
An die Pressesprecher
Der Stadt Mönchengladbach
Der Stadt Krefeld
Sehr geehrte Damen und Herren,

die „Rheinische Post“ meldet, dass es im vergangenen Jahr in Mönchengladbach 216 Fälle von Kindesentzug gegeben hätte, in Krefeld 31. Als Redakteur, der sich schon seit geraumer Zeit mit diesem Thema beschäftigt, verblüfft mich dieser Unterschied, denn: Beide Städte sind fast gleich groß, das Problem der Arbeitslosigkeit ist ähnlich, die Alterspyramide weist keine großen Unterschiede aus.

Darum meine Fragen:

1. Stimmen die Zahlen, die von der „Rheinischen Post“ veröffentlicht worden sind?
2. Gibt es nach Ihren Erkenntnissen große Unterschiede bei der finanziellen und personellen Ausstattung der Jugendämter von Krefeld und Mönchengladbach?
3. Muss man davon ausgehen, dass die Gefährdung von Kindeswohl in Krefeld von der Öffentlichkeit seltener wahr genommen wird als in Mönchengladbach?
4. Haben die beiden Jugendämter unterschiedliche Instrumente bei Eingriffen zum Wohle der Kinder?

Mit freundlichen Grüßen

Heinz-Peter Tjaden
Krumme Straße 1
26384 Wilhelmshaven

http://kinderinheimen.blogspot.com

21. Juni 2008
Kinder- und Jugendhilfetag in Essen: Offener Brief

Sehr geehrter Herr Bischof Dr. Huber,

ehrlich gesagt: Ich habe schon lange nicht mehr in die Bibel geschaut, aber bei der Ausgabe, die sich in meinem Bücherschrank befindet, dürfte es sich um eine längst überholte Übersetzung handeln.

Deshalb bitte ich Sie, mir sozusagen auf die biblischen Sprünge zu helfen. In meinem Gedächtnis haftet ein Satz von Jesus. Er lautet: „Kommet her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Erinnere ich mich richtig? Oder hat sich inzwischen herausgestellt, dass Jesus statt dessen gesagt hat: „Kommt bloß nicht zu mir, wenn ihr Sorgen habt. Ich kann euch nicht helfen“?

Ich kann auch anders?

Warum ich diese Frage stelle? Sehr geehrter Herr Bischof, Sie sind Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, salopp könnte man sagen: Sie sind der oberste Lutheraner. Wenn ich an Luther denke, fällt mir der Satz ein: „Ich stehe hier, ich kann nicht anders.“ Auch das scheint sich geändert zu haben.

Wie ich auf all das komme, was in Ihren Ohren wohl wie blanker Unsinn klingen mag? Deswegen: In Essen findet an diesem Wochenende der 13. Kinder- und Jugendhilfetag statt. Dort treffen sich Frauen und Männer, die sich mit den Rechten von Kindern beschäftigen. Das ist ein wichtiges Thema. Dafür interessieren sich auch Menschen, die ihre Kindheit in kirchlichen Heimen verbracht haben und als Erwachsene immer noch darauf warten, dass man ihnen endlich erklärt, warum sie in den 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahren misshandelt, gedemütigt und missbraucht worden sind.

Heimkinder kommen nicht rein

Zwei dieser ehemaligen Heimkinder sind nach meinen Informationen nach Essen gefahren, sie benötigten Gehhilfen für den beschwerlichen Weg und erreichten den Osteingang der Halle. Weiter kamen sie nicht. Sicherheitspersonal verweigerte ihnen den Zutritt zum 13. Kinder- und Jugendhilfetag, hat man mir berichtet. „Ihre Anliegen sind hier nicht erwünscht“, soll das Sicherheitspersonal gesagt haben.

Sie, sehr geehrter Herr Bischof Huber, haben ein Grußwort zu dieser Veranstaltung geschrieben, vor Wochen haben mir die Organisatoren mitgeteilt, dass es in Essen auch um das Schicksal ehemaliger Heimkinder gehen werde. Für die Betroffenen aber gilt Wolfgang Borchert: „Draußen vor der Tür“?

Als Redakteur beschäftige ich mich seit einigen Monaten mit diesem Thema, der Caritas-Präsident Peter Neher, der auch in Essen weilen soll, antwortete mir erst über die Pressesprecherin dieser Organisation, als ich ihm ein Einschreiben per Rückschein geschickt hatte. Auf die konkreten Anliegen ehemaliger Heimkinder ging sie jedoch nicht ein.

Sehr geehrter Herr Bischof Huber, verstehen Sie nun, warum für mich der Verdacht nahe liegt, dass meine Bibel ziemlich verstaubt sein muss?

Für eine Antwort wäre ich Ihnen sehr dankbar.

23. Juni 2008
Sehr geehrter Herr Tjaden,

Ihr Offener Brief ist an Herrn Bischof Huber weitergeleitet worden. Ich mache im übrigen darauf aufmerksam, dass Offene Briefe nicht beantwortet werden.

Mit freundlichen Grüßen
Hermann Barth

28. März 2008
Fragen an die Caritas

Sehr geehrter Herr Neher,

die „Tagespost“ hat am 16. Februar 2006 eine Meldung verbreitet, in der Sie sich als Präsident des Deutschen Caritasverbandes für die Unterstützung „in kirchlichen Einrichtungen misshandelter Heimkinder“ aussprechen.

1. Was ist seither geschehen? Wie viele ehemalige misshandelte Heimkinder sind in den Genuss dieser Unterstützung gekommen?

In dem gleichen Artikel heißt es, dass es „individuelle Entschuldigungen“ und eine „Überprüfung von Rentenansprüchen“ geben müsse. Wie viele Entschuldigungen sind inzwischen ausgesprochen worden, wie viele Rentenansprüche wurden überprüft?

Weiter heißt es in diesem Bericht, dass die „Betroffenen gegebenenfalls ihre Akten einsehen können“.

3. Wie oft ist das bislang geschehen?

Siehe auch "Heimnachrichten"

20. März 2008
Mail an Bürgermeister von Viersen

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, seit geraumer Zeit beschäftige ich mich mit dem Schloss Dilborn, das die "Insel" übernehmen will. Nach meinen Informationen findet deswegen am 14. April 2008 eine Sitzung des Jugendhilfeausschusses statt.

Die geplante Übernahme sorgt für helle Aufregung bei allen, die entweder als Kinder im Schloss Dilborn aufgewachsen sind oder sich aus anderen Gründen mit dieser Einrichtung beschäftigen, deren Öffentlichkeitsarbeit ich lediglich mit Geheimniskrämerei vergleichen kann.

Stellt man Behauptungen des Geschäftsführers auf den Prüfstand, kommt man zu merkwürdigen Ergebnissen. Hakt man nach, hüllt sich Schloss Dilborn weiter in Schweigen.

Die Ausschussmitglieder sollten vielleicht einen Blick auf meine Seiten http://kinderinheimen.blogspot.com werfen oder meine Broschüre "Papa, böse Kinder kommen in böse Kliniken", erschienen bei http://stores.lulu.com/hwilmers , lesen.

Ich werde diese mail auf meinen Kinderheim-Seiten veröffentlichen.

Das ist die Insel in Viersen

22. März 2008
Hoffe auf ein "Wunder"

Hallo,

Ihre mail ist angekommen..., hoffentlich auch beim Bürgermeister.

Eine Stellungnahme seitens der Mitarbeiter wird es nicht geben, da sie alle städtische Angestellte sind. Dennoch möchte ICH ihnen für ihre Bemühungen danken und hoffe auf ein "Wunder".

Bis dahin

Verfasser möchte nicht, dass sein Name genannt wird

Schloss Dilborn reif für die "Insel"?
Hier weiterlesen

14. April 2008
Ehemaliges Heimkind bekommt diese Antwort

Ich habe Ihren Appell, die Freizeiteinrichtung ´Die Insel´ nicht auf den Träger ´Schloß Dilborn´ zu übertragen, zur Kenntnis genommen.

Mir ist sehr wohl bekannt, dass es nach dem Krieg - und noch bis in die sechziger Jahre hinein - zu Übergriffen und Mißhandlungen von Kindern gekommen ist, die man eigentlich zu ihrem Schutz ´in die guten Hände´ einer Heimeinrichtung gegeben hatte. Viele Heimträger arbeiten heute diese traurige Kapitel ihrer Geschichte auf. Es wäre aber nicht richtig, die jetzt handelnden Personen für die mehr als 40 Jahre zurückliegenden Verfehlungen Anderer verantwortlich zu machen; im Übrigen ist mir auch nicht bekannt, ob es bei ´Schloß Dilborn´ zu solchen Verfehlungen gekommen ist.

Das Jugendamt Viersen und viele andere Jugendämter arbeiten seit langem mit der Heimeinrichtung ´Schloß Dilborn´ zusammen. In dieser Zeit sind nie Übergriffe der genannten Art bekannt geworden, auch nicht bei der Heimaufsicht, die das Landesjugendamt über diese und andere Heimrichtungen ausübt.

Es sind daher für mich keine Gründe erkennbar, die gegen eine Übertragung der ´Insel´ auf ´Schloß Dilborn´ sprechen.

Volker Lamerz
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Stadt Viersen
Der Bürgermeister
Fachbereich Jugend und Familie
- Fachbereichsleiter -
Tönisvorster Str. 24
41749 Viersen

Siehe auch

Bericht "Rheinische Post", 16. April 2008

18. März 2008
Fragen an Organisatoren des Kinder- und Jugendhilfetages

Sehr geehrte Damen und Herren, "gerechtes Aufwachsen ermöglichen!" lautet das Motto Ihres 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages, der vom 18. bis 20. Juni 2008 im Essener Congress-Center stattfindet. Dazu meine Fragen:

1. Als Redakteur beschäftige ich mich seit geraumer Zeit mit dem Schicksal von Kindern, die in den 50er bis 70er Jahren in katholischen Kinderheimen aufgewachsen sind und dort ihren Schilderungen zufolge geschlagen, gedemütigt und missbraucht wurden. Nutzen Sie den 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag auch zur Aufarbeitung dieses Themas?

2. Der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages beschäftigt sich zurzeit mit dem Heimkinder-Thema. Beschäftigen Sie sich in Essen auch damit?

3. Auf unzähligen Internet-Seiten wird auch die heutige Situation in Kinderheimen, das Verhalten von Jugendämtern, Gerichten und Gutachtern beklagt. Verfolgen Sie diese Diskussionen und beteiligen Sie sich daran?

Für eine Beantwortung meiner Fragen, die ich auf http://kinderinheimen.blogspot.com veröffentliche, wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Weitere Infos

18. März 2008
Fachforum bei Kinder- und Jugendhilfetag

Sehr geehrter Herr Tjaden,

die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ hat den Aufarbeitungsprozess der Heimerziehung in den 1950er bis 1970er Jahren verfolgt. Insbesondere im AGJ-Fachausschuss "Sozialpädagogische Dienste, erzieherische Hilfen" wurde über den Stand der Petitionen im Bundestages informiert.

Eine Positionierung hierzu bzw. weitergehende Befassungen der AGJ mit der Thematik gibt es bislang nicht.

Wie Sie aber bereits vermutet haben, wird das Thema auch im Rahmen des 13. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages aufgegriffen (so bietet etwa der Paritätische Wohlfahrtsverband ein Fachforum hierzu an).

Dies als kurze Rückmeldung auf Ihre Anfrage.

Tanja Grümer
Referentin



7. März 2008
Lobby für Kinder?

Der Deutsche Kinderschutzbund hat bis heute keine meiner Anfragen zur Heimsituation beantwortet.

27. März 2008
Mail vom Deutschen Kinderschutzbund

Sehr geehrter Herr Tjaden,

vielen Dank für Ihre E-Mail vom 6. März 2008 und entschuldigen Sie bitte, dass wir uns erst jetzt darauf melden, doch aufgrund der hohen Anzahl an eingehenden Anfragen können wir leider nicht immer zeitnah auf diese antworten.

Leider können wir Ihnen nicht direkt behilflich sein. Um den vielen Hilfe und Rat Suchenden verantwortlich helfen zu können, müssten wir uns gründlich in die Hintergründe eines jeden Anliegens einarbeiten.

Wir hier auf der Bundesverbandsebene in Hannover haben die Aufgaben Verbandsmanagement, Organisation und Öffentlichkeitsarbeit, wogegen die Orts- und Kreisverbände vor Ort sich um die Beratung in einzelnen familiären Angelegenheiten kümmern. Auf der Bundesebene haben wir leider nicht die erforderlichen personellen Ressourcen, die für die Fallberatung notwendig wären, weshalb wir Sie bitten möchten, sich direkt an unseren Ortsverband in Mönchengladbach zu wenden und dort Ihr Anliegen vorzutragen.

Ortsverband Mönchengladbach e.V.
Hindenburgstr. 56
41061 Mönchengladbach
Telefon: 02161/29 39 48
Telefax: 02161/17 72 29

eMail: kinderschutzbund-mg@t-online.de
Homepage: http://www.kinderschutzbund-mg.de/

Weiter Hilfe und Unterstützung könnten Familie Müller und Sie zudem ggf. in einem Kinderschutz-Zentrum erhalten. Ziel und Aufgabe des Kinderschutz-Zentrums ist es, Gewalt gegen Kinder, Kindesmisshandlung, Kindesvernachlässigung und sexuellen Missbrauch abzubauen, zu verhindern, bzw. vorzubeugen - durch Entwicklung, Anwendung und Weitervermittlung von speziellen, an den Ursachen von Gewalt ansetzenden Hilfen. Für die Beratung stehen Ihnen dort ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Die Kolleginnen und Kollegen im nachfolgend genannten Kinderschutz-Zentrum werden Ihnen sicherlich auf die eine oder andere Weise behilflich sein können.

Kinderschutz-Zentrum Köln
Bonner Str. 151
50 968 Köln
Tel.: 0221 / 5 77 77 - 0
Fax: 0221 / 5 77 77 - 11
E-Mail: kinderschutzzentrum@kinderschutzbund-koeln.de

Wir hoffen, dass wir Ihnen zumindest etwas weiterhelfen konnten, wünschen Ihnen und insbesondere Familie Müller und Jessica alles Gute und viel Kraft und zögern Sie nicht, falls Sie noch Fragen haben, sich wieder bei uns zu melden.

Joost Kreft
Dipl. Sozialarb./Sozialpäd. (FH)

27. März 2008
Antwort soll nicht veröffentlicht werden

Sehr geehrter Herr Tjaden,

vielen Dank für Ihre Benachrichtigung, dass Sie unsere Antwort auf der Seite http://kinderinheimen.blogspot.com veröffentlicht haben.

Da es sich bei der E-Mail vom 26. März 2008 jedoch um eine persönliche und vertrauliche Antwort von uns an Sie und zur Beratung des von Ihnen angesprochenen konkreten Falles von Familie Müller handelt und nicht um eine abstrakte öffentliche Stellungnahme von Seiten des Deutschen Kinderschutzbundes, möchten wir Sie bitten, diese unverzüglich von Ihrer Seite zu nehmen, da diese nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen ist.

Vertraulichkeit in der Sache zum Schutze der konkret betroffenen Personen ist unabdingbare Voraussetzung für die Beratungstätigkeit innerhalb des Deutschen Kinderschutzbundes. Wir gehen selbstverständlicher Weise davon aus, dass Sie uns in diesem Punkt zustimmen.

Joost Kreft
Dipl. Sozialarb./Sozialpäd. (FH)

27. März 2008
Brief bleibt im Netz

Sehr geehrter Herr Kreft,

Ihrem Wunsch kann und werde ich nicht nachkommen. In der „Bamberger Erklärung“ wird bekanntermaßen beklagt, dass die Arbeit von Jugendämtern etc. nicht transparent gemacht wird, dass es keine öffentliche Kontrolle gibt und kaum eine rechtliche Handhabe.

Was deswegen geschieht, zeigt sich auch im Fall Jessica Müller aus Mönchengladbach. Doch diese Geheimnistuerei habe ich in einer Artikelserie auf www.readers-edition.de und in meiner Broschüre „Papa, böse Kinder kommen in böse Kliniken“ beendet.

In Ihrem Brief gibt es außerdem nichts, was zu weit ins Private geht. Noch eine persönliche Anmerkung: Bis 2003 habe ich in Burgdorf bei Hannover gewohnt, dort organisierten wir zweimal im Jahr Kinderfeste, an denen sich nicht nur die dortige Ortsgruppe des Kinderschutzbundes beteiligte, über Spenden unseres Vereins profitierte Ihr Ortsverein auch von diesen Festen.

Wieviel Arbeit diese Kinderfeste gemacht haben, muss ich Ihnen nicht erzählen, es handelte sich übrigens um eine Initiative weniger Leute, die ehrenamtlich Feste auf die Beine gestellt haben, die nach sieben Veranstaltungen einen Reinerlös von 12 500 Euro erbrachten. Was mit diesem Geld geschah, wollten wir immer ganz genau wissen...

Erstaunlich finde ich übrigens, dass es Wochen dauert, bis ich auf konkrete Anfragen eine Antwort vom Kinderschutzbund bekomme, wenn es aber darum geht, dass etwas nicht veröffentlicht werden soll, benötigen Sie nicht einmal einen Tag?

7. März 2008
e-mail an die Polizei

Sehr geehrte Damen und Herren, seit einigen Wochen beschäftige ich mich mit Kinderheimen, dazu gehört auch das Schloss Dilborn. In dieses Heim sind am 15. November 2006 drei Kinder nicht zurückgekehrt. Sie übernachteten auf einem Ziegelei-Gelände in Niederkrüchten und entdeckten in einer Hütte eine Gasflasche, die um 2 Uhr morgens explodierte. Ein 15-Jähriger starb. Dazu meine Fragen:

1. Hat es nach diesem schrecklichen Unfall Ermittlungen gegen das Schloss Dilborn beispielsweise wegen Verletzung der Aufsichtspflicht gegeben?

2. Mit welchem Ergebnis endeten diese Ermittlungen?

3. Sollten keine Ermittlungen eingeleitet worden sein - warum sah man davon ab?

7. März 2008
Mail weiter geleitet

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Ihre Mail habe ich an die zuständige Pressestelle der Polizei im Landkreis Viersen weitergeleitet.

Die Mailadresse lautet: viersen-presse@polizei.nrw.de

Mit freundlichen Grüßen
Willy Theveßen
Pressesprecher
Polizei Mönchengladbach
willy.thevessen@polizei.nrw.de

10. März 2008
Staatsanwaltschaft ermittelt

Sehr geehrter Herr Tjaden,

der von Ihnen beschriebene Sachverhalt bzw. die Umstände, die dazu geführt haben könnten, sind Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens, das bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach unter Aktenzeichen 603 UJs 10/07 anhängig ist. Ich habe Ihre Anfrage an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet.

Zu Ihrer Information füge ich die seinerzeitigen Pressemitteilungen der Kreispolizeibehörde Viersen bei.
Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Wiese
Leitungsstab
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Lindenstraße 50
41747 Viersen

24. April 2007
Sehr geehrter Herr Wiese,

diese Mail habe ich von Ihnen am 10. März 2008 bekommen. Die Staatsanwaltschaft hat mir bis heute nicht geantwortet. Haken Sie noch einmal nach?

Mit freundlichen Grüßen

Heinz-Peter Tjaden
Krumme Straße 1
26384 Wilhelmshaven

24. April 2008
Sehr geehrter Herr Tjaden,

zur weiteren Bearbeitung Ihrer Anfrage bitte ich Sie, selbst telefonisch bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach, Pressestaatsanwalt Aldenhoff, nachzufragen, Tel.: 02161/276-0.
Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Wiese
Leitungsstab
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Lindenstraße 50
41747 Viersen

19. Januar 2009
Verfahren eingestellt

Von dritter Seite habe ich inzwischen erfahren, dass es zu einer Einstellung des Verfahrens gekommen ist. Begründung: Der Junge, der bei der Explosion ums Leben kam, hat die Explosion selbst ausgelöst.

Samstag, 10. April 2010

Dernbacher Schwestern

10. April 2010
Orden bittet um Verzeihung

Wenige Tage nach dieser schriftlichen Auskunft bittet die Provinzoberin auf der Internetseite des Ordens ehemalige Heimkinder um Verzeihung: «An unsere früheren Heimkinder: Sollten Sie in den von uns geführten Heimen menschenunwürdige Behandlung erfahren haben, so bitten wir um Vergebung und Entschuldigung. Es tut uns zutiefst leid ...»



Aachener Zeitung, 9. April 2010

1. April 2010
Sexueller Missbrauch?

Die Kirchengemeinde St. Peter und Paul hat das Bistum Aachen über Vorwürfe sexuellen Missbrauchs durch einen nicht namentlich genannten Priester informiert.

Aachener Zeitung, 30. März 2010

4. Juli 2009
Die Kraft des Guten

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion zu der Prof. Dr. Loffing vier Kooperationspartner aus seinen Forschungsprojekten eingeladen hatte. Unter der Moderation von Martin von Berswordt-Wallrabe (CareEffects) diskutierten Verena Hölken (Vorstandsmitglied Bundesverband Kinderhospiz e.V.), Melanie van Dijk (Pädagogische Leitung Kinderhospiz Regenbogenland e.V.), Iris Christiansen (Geschäftsführerin DAN Produkte Pflegedokumentation GmbH) und Guido Royé (Einrichtungsleiter Schloss Dilborn - Die Jugendhilfe) aus ihrer fachpraktischen Sicht heraus. Sie schilderten wie sie den Stand von Forschung und Praxis in ihren jeweiligen Arbeitsfeldern einschätzen und welchen Stellenwert sie der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft im Allgemeinen und mit Prof. Dr. Loffing vom Fachbereich Sozialwesen der Hochschule Niederrein im Speziellen beimessen.

Hochschule Niederrhein

6. April 2009
Dernbacher Schwestern applaudieren

Nicht nur die ehemaligen Eigentümer des Schlosses, die Schwestern des Konvents der Armen Dienstmägde Jesu Christi – besser bekannt als Dernbacher Schwestern – auch der Leiter der Jugendhilfe Guido Royé applaudierte dazu.

Grenzland-Nachrichten

14. Januar 2009
Immer wieder einmal in negativen Schlagzeilen

Schloss Dilborn


12. Oktober 2008
Qualen in einem Kinderheim

Hier lesen

27. August 2008
Unerbetener Besuch

Unerbetenen Besuch erwarten die Schwestern des Ordens der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ wieder am Samstag, 30. August, 11 Uhr, vor den Toren ihres Mutterhauses in Dernbach bei Montabaur: Denn wie schon zweimal in diesem Jahr hat ein Heimkinderverband für diesen Tag eine Demonstration dort angekündigt, um gegen Verbrechen zu protestieren, die die Ordensschwestern in den verschiedenen Kinderheimen des Ordens in den 50er und 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts den dort untergebrachten Kindern angetan haben soll.

Kölner Stadtanzeiger

10. August 2008
Immer noch im Netz: Video über Schloss Dilborn

20. Mai 2008
Eigenes Grab geschaufelt

Die meisten Kinder im katholischen Heim St. Josef im rheinischen Eschweiler schlafen schon, als die neunjährige Carola von Schwester Theofriedis aus dem Bett geholt und in den Garten geführt wird. Dort bekommt das vor Angst und Kälte zitternde Mädchen eine Schaufel in die Hand gedrückt. "Du gräbst jetzt dein Grab", befiehlt ihr die Schwester. Carola schluchzt, bettelt, will zurück ins Haus. Doch alles Flehen ist vergebens, die Neunjährige muss weitergraben. Solange bis die Schwester glaubt, die Erziehungsmaßnahme reiche nun aus.

ZDF-Dokumentation, "In den Fängen der Fürsorge", 4. Juni 2008, 0.30Uhr

Weitere Informationen

12. April 2008
Schloss Dilborn reif für die "Insel"?

Es geht in die nächste Runde: Wird die Freizeiteinrichtung „Insel“ an Schloss Dilborn übertragen? Viersens Jugendamtschef Volker Lamerz ist überzeugt: „Es wäre die beste Lösung.“ Doch die Politik entscheidet.

Es war eine peinliche Schlappe für Schloss Dilborn – die Jugendhilfe: Die Übertragung der Viersener Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung „Insel“ an den freien Träger aus Brüggen ist in der vergangenen Sitzung des Jugendhilfeausschusses gescheitert.

Hier weiterlesen

6. April 2008
Weitere Demos genehmigt

Dernbach (tj). Der Bürgermeister hat weitere Demonstrationen gegen den Orden “Arme Dienstmägde Jesu Christi” (“Dernbacher Schwestern”) genehmigt - die Termine: 7. Juni, 12. Juli und 30. August, Beginn ist immer um 11 Uhr.

31. März 2008
Heimleiter hebelt Gerichtsbeschluss aus

„Wir müssen was bewegen, sonst bewegt sich nichts“, singen die Söhne Mannheims und mit dieser Liedzeile beginnt die bislang schönste Folge der Artikelserie über Jessica Müller, die seit vier Jahren in einem Kinderheim lebt.

„Kommt gar nicht in Frage“, hat das Familiengericht Mönchengladbach-Rheydt am 30. Januar 2008 auf Antrag der Vormünderin noch entschieden, als es darum ging, das „Besuchsrecht zu erweitern“, denn bis dahin durften die Eltern ihre Tochter nur einmal im Monat besuchen und einmal im Monat mit ihr telefonieren.

Gestern war es endlich wieder so weit. Sabine und Frank Müller hatten Jessica am Apparat, als der Heimleiter einen Vorschlag machte, der die Eltern nach eigenen Angaben „vollkommen sprachlos“ machte: „Besuchen Sie Jessica doch am nächsten Samstag.“ Dazu Frank Müller: „Seit dem Sorgerechtsentzug ist es noch nie vorgekommen, dass wir Jessica nach drei Wochen wieder sehen dürfen. Bisher wurde das oft in die Länge gezogen, so dass wir unsere Tochter alle vier, fünf oder sechs Wochen gesehen haben.“

Jessica hatte noch einen weiteren Wunsch, denn am 21. Mai 2008 ist ihr 11. Geburtstag. Also fragte sie den Heimleiter, ob ihre Eltern an ihrem Geburtstag dabei sein dürfen. Seine Antwort: „Das ist ziemlich schlecht, denn dann feierst du mit der Gruppe.“ Doch dann machte er sofort einen Gegenvorschlag: „Wie wäre es mit dem 22. Mai 2008, dann ist doch Fronleichnam. Ist das in Ordnung?“

Das war für die Eltern der Zehnjährigen sehr in Ordnung, doch damit endeten die Überraschungen noch nicht, denn der Heimleiter stellte fest, dass vom nächsten Besuch am 5. April 2008 bis zum 22. Mai 2008fast sieben Wochen vergehen würden. Also lautete sein Beschluss: „Wir machen für Mai noch einen weiteren Besuchstermin aus.“

Damit ist ein Mosaikstein des Beschlusses der Amtsrichterin Oles vom Tisch und aus diesen Sätzen auf Seite 3 wurden eine Behauptung, die erst für Sabine und Frank Müller nicht nachvollziehbar gewesen ist - und jetzt auch nicht mehr für den Heimleiter: „Die Antragsteller haben keinen Anspruch auf Ausweitung der Umgangskontakte zu Jessica gemäß § 1684 BGB. Den Umfang der Umgangskontakte bestimmt die Vormünderin. Diese hat glaubhaft geschildert, dass bei einer Ausweitung der Umgangskontakte der Antragsteller zu Jessica das Kindeswohl gefährdet ist.“

Es wird noch spannender: Jugendamt und Vormünderin sollen bis zum 18. April 2008 gegenüber dem Düsseldorfer Landgericht ihre Entscheidung vom 30. Januar 2008 begründen. Sie werden dem Gericht mitteilen müssen, dass ein Punkt dieses Beschlusses schon nicht mehr gilt...- und zwar zum Wohle Jessicas!

17. März 2008
Bundesfamilienministerin will keine weiteren Infos?

Wer ein Menschenleben rettet, rettet damit die ganze Welt.

Talmud

„Kinder und Jugendliche sind eigenständige Persönlichkeiten mit vielfältigen Fähigkeiten. Sie haben eigene Rechte und sind in vielerlei Hinsicht Expertinnen und Experten in eigener Sache. Ihre Persönlichkeitsentwicklung zu stärken und die individuelle Förderung sind Ziel aller kinder- und jugendpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung. Im Mittelpunkt stehen dabei die unterschiedlichen Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen und ihre individuellen Bedürfnisse“, steht seit fast einem Jahr auf den Internet-Seiten des Bundesfamilienministeriums, das von Ursula von der Leyen geleitet wird.

Von der 49-Jährigen habe ich am 21. Februar 2008 einen Brief bekommen, die Ministerin schrieb: „Ihr Engagement für Jessica Müller nötigt mir Respekt ab.“ (Readers Edition berichtete) Weitere Informationen aber sind nicht erwünscht? Fest steht: Heute bekam ich zwei Briefe mit dem Vermerk „Annahme verweigert“ zurück. Dazu später mehr.

Ursula von der Leyen ist in Burgdorf bei Hannover aufgewachsen, in Lehrte bei Hannover ging sie zur Schule. In beiden Kleinstädten war ich insgesamt fast 15 Jahre Lokalredakteur. Als die heutige Bundesministerin 2002 den Sprung in den niedersächsischen Landtag schaffen wollte, bekam ich zweimal Redaktionsbesuch von ihr. Bei diesen Gelegenheiten erklärte sie mir, wie wichtig ihr die örtliche Presse sei. Später besuchte ich mehrere ihrer Wahlkampfveranstaltungen, ihre Referate zur Gesundheitspolitik hatten ein hohes Niveau.

Wahlerfolg keine Sensation

Da Ursula von der Leyen in ihrer Heimatstadt kandidierte, da sie in einer zweiten Kleinstadt kommunalpolitisch aktiv war, da sich ihr Vater als ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident in Burgdorf einer gewissen Beliebtheit erfreut, war ihr Wahlsieg gegen den SPD-Landtagsabgeordneten keine größere Sensation - und die politischen Dinge nahmen ihren Lauf, denn nicht nur Ministerpräsident Christian Wulff war der Meinung, dass er sich eine Expertin ins Kabinett geholt hatte, und schon verging nicht mehr viel Zeit bis zum Wechsel in die Bundespolitik.

Was sie dort tut, ist nicht unumstritten, aber dass Kinder Rechte haben, wird wohl niemand bestreiten. Will man aber für Kinder streiten, muss man auch wissen, ob und wann ihre Rechte verletzt werden. Das gilt auch für Jessica Müller aus Mönchengladbach, die seit vier Jahren in einem Heim lebt.

Briefe und Broschüre

Deshalb wollte ich Ursula von der Leyen mit weiteren Informationen versorgen und schrieb ihr am 25. Februar 2008 einen Brief an ihre Privatadresse. Mit einem zweiten Schreiben schickte ich ihr am 3. März 2008 meine Broschüre „Papa, böse Kinder kommen in böse Kliniken“, in der es nicht nur um das Schicksal von Jessica Müller geht, sondern auch um den Kampf ehemaliger Heimkinder um ihre Rechte, mit dem sich zurzeit der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages beschäftigt.

Da ich heute beide Sendungen zurück bekommen habe, liegt die Vermutung nahe, dass meine Post der Bundesministerin zugestellt worden ist, als sie in Burgdorf in ihrem Elternhaus war, das inzwischen zu einem Mehrgenerationenhaus geworden ist. Die Annahme ist also offenbar von ihr persönlich abgelehnt worden.

Nur ein Missverständnis?

Da ein anderer Artikel über Heimkinder zu einer schnellen Reaktion des Präsidialbüros von Norbert Lammert geführt hat, gilt das jetzt vielleicht auch für das Bundesfamilienministerium. Dr. Sören Roos stellte Ende Januar 2008 fest, dass es sich bei Readers Edition wohl um ein „besonders stark frequentiertes Internetforum“ handeln müsse, denn gleich „von mehreren Seiten“ habe Norbert Lammert einen Hinweis auf den Artikel bekommen.

Wer weist nun Ursula von der Leyen auf diesen Beitrag hin? Denn bei „Annahme verweigert“ handelt es sich hoffentlich nur um ein Missverständnis…

Siehe auch

6. März 2008
Ausreißer trotz Eins-zu-Eins-Betreuung?

Brüggen (tj). In allen Gruppen der Jugendhilfe, nicht nur am Stammhaus im Wald bei Brüggen, sondern auch in Mönchengladbach und im Kreis Kleve, werden zurzeit rund 140 Kinder und Jugendliche betreut. 180 Menschen sind dafür verantwortlich. „Da sind Verwaltungskräfte mitgerechnet, tatsächlich ist es im Durchschnitt eine Eins-zu-Eins-Betreuung, die wir bieten“, erklärt Einrichtungsleiter Guido Royé.

So hat es am 11. Januar 2008 in der „Westdeutschen Zeitung“ gestanden - die Kinder sind also im Schloss Dilborn bestens aufgehoben? Nicht in dieses Bild passen die entsetzlichen Ereignisse, über die am 16. November 2006 die „Rheinische Post“ berichtet hat. Überschrift: „Gasexplosion: 15-Jähriger tot.“
Hat es, als dieser Junge starb, im Schloss Dilborn noch keine Eins-zu-Eins-Betreuung gegeben?

Nach Schulschluss sind drei Kinder seinerzeit nicht ins Heim zurück gekehrt. Mit einem vierten Altersgenossen besorgte sich das Quartett Soft-air-Waffen und vertrieb sich die Zeit auf dem Gelände einer alten Ziegelei mit Schießübungen. Das machte ihnen offenbar so viel Spaß, dass sie beschlossen: „Wir übernachten hier.“

Wo waren in diesen Stunden die Eins-zu-Eins-Betreuer aus dem Schloss Dilborn, hatten sie schon die Polizei alarmiert, wurden die drei Heimkinder bereits in Niederkrüchten gesucht, warum blieben die beiden Mädchen und die beiden Jungen auf einem Grundstück, das sich an der Bundesstraße 221 befindet, unentdeckt? Können Kinder in einem Ort, der keine 16 000 Einwohner hat, trotz intensiver Suche untertauchen?

Für die Übernachtung suchten sich die vier Ausreißer eine 15 Quadratmeter große Steinhütte aus, der Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr aus Brüggen berichtete: „Wir haben dort unter anderem sogar Reste von Matratzen gefunden.“

Bodenloser Leichtsinn der vier Kinder führte zur Katastrophe. In der Hütte gab es eine Gasflasche. Mit der spielten die Ausreißer so lange herum, bis ihnen die Flasche um die Ohren flog. Ein 15-Jähriger starb, eine Stichflamme schoss um 2 Uhr morgens auf ihn zu, die Hütte fing Feuer.

Auch heute noch sei es so, berichten Leute, die in der Nähe vom Schloss Dilborn wohnen: Kinder kehren nicht ins Heim zurück, sie lungern im Ort herum...

2. März 2008
Nach 32 Jahren Schweigen gebrochen

“Hallo, ich war mit elf meiner Geschwister von 1960 bis 1976 im Kinderheim Schloss Dilborn. Ich habe viel zu erzählen und endlich den Mut, darüber zu sprechen.” Email für Email hat sich Fred S. aus Essen an die Geschichte seiner Kindheit herangetastet, jetzt schrieb er seine Erlebnisse unter Tränen nieder.

Geleitet wurde das Heim seinerzeit von den Dernbacher Schwestern. Dabei handelt es sich um eine katholische Ordensgemeinschaft, die 1851 von Maria Katharina Kasper im Westerwald gegründet worden ist. Diese Gemeinschaft kümmert sich um Krankenpflege, Kinderfürsorge, Erziehung und Bildung.

Ehemalige Heimkinder angeklagt

Für diesen Orden ist 2006 die Staatsanwaltschaft Aachen in die Bresche gesprungen. Sie klagte ehemalige Heimkinder wegen Betruges an. Es stimme nicht, dass es in dem ebenfalls von den Dernbacher Schwestern geleiteten Eschweiler Kinderheim Sankt Josef in den Jahren 1956 bis 1971 zu „schweren oder systematischen Misshandlungen“ gekommen sei. Deshalb hätten sich diese Heimkinder auch nicht an das Versorgungsamt in Aachen wenden dürfen, um das Opferentschädigungsgesetz für sich in Anspruch zu nehmen.

Das Aachener Landgericht unterzog die Schilderungen der ehemaligen Heimkinder einer intensiven Prüfung und kam zwar zu dem Ergebnis, dass vieles nicht mehr bewiesen werden könne und von einer „systematischen Misshandlung“ wohl nicht gesprochen werden könne, aber es sei nicht alles unwahr. Deshalb scheiterte die Aachener Staatsanwaltschaft, die Drohung mit einem Betrugsprozess ist vom Tisch. Das feiern die ehemaligen Heimkinder als Erfolg und wollen weiter um ihr Recht kämpfen.

Dazu müssten die Dernbacher Schwestern ihre defensive Haltung aufgeben und endlich eingestehen, dass in ihren Heimen auch Schlimmes passiert ist. Damit wäre auch Fred S. aus Essen geholfen, der sich so lange in Schweigen gehüllt hat.

Der heute 50-Jährige kam als Dreijähriger ins Schloss Dilborn, seine Geschwister waren schon dort. Sein Leidensweg hat im Kindergarten begonnen. Fred S. schreibt: „Wenn wir dort etwas Verbotenes gemacht haben, wurden wir stundenlang in die Besenkammer gesperrt. Diese Kammer war nicht größer als 80 mal 80 Zentimeter und stockdunkel. Unter der Angst, die ich dort ausgestanden habe, leide ich heute noch.“ Doch im Strafenkatalog habe noch mehr gestanden: Untertauchen beim Baden, bis die Luft knapp wurde, Schläge mit einem Handfeger aus Holz oder mit einem Rohrstock auf die Fingerspitzen, auf den Knien Böden schrubben.

Nackten Hintern versohlt

Schlimm sei auch die Schulzeit gewesen. Dafür hätten sich die Nonnen einen Lehrer ausgesucht, an den er sich mit Grauen erinnere: „Wenn wir eine falsche Antwort gaben oder unsere Hausaufgaben nicht korrekt waren, mussten wir uns mit nacktem Hintern auf das Pult legen. Dann schlug er uns mit dem Rohrstock und das vor der ganzen Klasse.“ Nach dem Unterricht habe es weitere Schläge gegeben, dieses Mal von einigen Nonnen: „Manchmal wurde uns auch ein Schlüsselbund auf den Kopf gehauen.“

Tag für Tag mussten die Kinder hart arbeiten, berichtet Fred S., und zu Ostern sei er „durch die Hölle“ gegangen. Die habe so ausgesehen: Auf Knien den Kreuzweg im Schlosspark zurücklegen und mit blutenden Knien stundenlang in der Kirche beten.

Was er erzähle, sei die Wahrheit und noch immer habe er Angst, diese Wahrheit zu verbreiten, zu der ebenfalls gehöre: Ein angehender Priester war dabei, wenn die Jungen einmal in der Woche unter der Dusche standen, die Unterhose durften die Kinder nicht ausziehen, das erledigte jener Kirchenmann, wenn er jemandem den nackten Hintern versohlen wollte. Doch nachts wollte er noch mehr, dazu holte er sich Schutzbefohlene auf sein Zimmer. Das haben die Nonnen gewusst, fügt Fred S. hinzu und beendet seinen Bericht mit den Worten: „Das schreibt euch ein Mensch, der mit seinen Geschwistern gelitten hat und heute noch leidet. Unter Tränen habe ich diesen Brief geschrieben.“

3. März 2008
Böse Kinder kommen in böse Kliniken

“Papa, böse Kinder kommen in böse Kliniken”, soll die kleine Jessica gesagt haben, als sie sechs Jahre alt war, das Mädchen lebt noch heute in einem Kinderheim, vor dem Amtsgericht in Mönchengladbach-Rheydt gibt es deswegen am 30. Januar 2008 um 9.30 Uhr einen Anhörungstermin. Es ist nicht der Erste.

Vor diesem Termin haben die Eltern von Jessica eine Petition an das Europäische Parlament geschickt, die in diesem Schriftsatz von Sabine und Frank Müller erhobenen Vorwürfe sind ungeheuerlich. Die von den Eltern erzählte Leidensgeschichte ihrer Tochter beginnt im Frühjahr 2003.

31 Seiten umfasst die Petition von Sabine und Frank Müller, lesen werden die Ausschussmitglieder, dass Jessica nach einem bestandenen Schultest bei einem Kinderpsychologen gewesen ist, der eine Gruppentherapie empfahl, weil Jessica nach seiner Meinung zu lebhaft war.

Pfleger weckt Jessica nachts auf

Lesen werden die Ausschussmitglieder auch: Die Eltern stimmten zu, sie waren auch einverstanden, als die Behandlung von drei Wochen auf drei Monate ausgedehnt werden sollte. An der Richtigkeit dieser Entscheidung zweifelten Sabine und Frank Müller allerdings schon nach 14 Tagen.

Das erste Wiedersehen mit ihrer Tochter sei so verlaufen: Jessica machte einen apathischen Eindruck, gefrühstückt hatte die Sechsjährige auch noch nicht. Deswegen ging Frank Müller mit seiner Tochter in die Stationsküche, besorgte ihr Cornflakes und Milch. Als ein Pfleger in die Küche kam, zuckte Jessica zusammen.

Ihr Schweigen brach die Kleine erst im Elternhaus. Sie sei nachts von einem Pfleger aus dem Bett geholt und mit in sein Büro genommen worden. Dort habe er Schlimmes vorgehabt und gedroht: “Wenn du deinen Eltern was erzählst, dann kommst du ins nasse kalte Grab. Dann haben deine Eltern keine Jessica mehr.”

Am nächsten Morgen erstatteten Sabine und Frank Müller bei der Polizei Strafanzeige gegen den Pfleger, ihre Tochter hatten sie bereits in ein Krankenhaus gebracht, weil sie morgens um halb drei schreiend aufgewacht war: “Geh weg, ich will das nicht. Ich will das nicht.”

Dies ist die erste Folge einer Artikelserie auf www.readers-edition.de, die auch als Broschüre erschienen ist. Die aktualisierte Auflage vom 9. Juli 2008.