Mittwoch, 14. Juli 2021

Pestalozzi-Stiftung

Vor 50 Jahren
gefürchtet. 
Foto: Tjaden
Stadt Burgwedel will Badenhop-Straße umbenennen

Großburgwedel. Ein ehemaliges Heimkind, das im Alter von elf Jahren in der Pestalozzi-Stiftung sexuell missbraucht worden ist, hat angeblich mit einem Brief die Burgwedeler Stadtverwaltung aufgeschreckt: Der Pastor-Badenhop-Weg soll noch in diesem Jahr umbenannt werden. Damit endet die skandalöse Würdigung von Hans-Georg Badenhop, der die Stiftung von 1960 bis 1984 geleitet hat.  Berichtet die Burgwedeler Wochenzeitung "Marktspiegel" in ihrer Ausgabe vom 14. November 2020 und zitiert Bürgermeister Axel Düker so: "Wenn uns der Brief des Opfers nicht erreicht hätte, wüssten wir von nichts." 

"Ich habe mir manchmal vorgenommen, nicht weiter zu leben", sagt Michael B. Er hat die Jahre 1978 bis 1982 in einem Heim der Burgwedeler Pestalozzistiftung verbracht. Immer in Angst, erzählt der 43-Jährige. Denn: "Der Heimleiter war fast zwei Meter groß und hatte Hände wie Schaufeln." Hände für Prügel. Die Michael B. nach seinen Angaben oft bekommen hat.

Der 43-Jährige: "Doch die ertrug ich als Kind und als Jugendlicher. Weil ich noch mehr Angst vor sexuellem Missbrauch hatte."

Steht seit dem 16. März 2010 im Netz. Damals lieferte ich der Vorsitzenden eines Runden Tisches des Bundestages, der sich mit der Geschichte von Kinderheimen zwischen 1950 und 1975 beschäftigte, alle Informationen, die ich bis dahin gesammelt hatte. Das war eine Menge und mit dem damaligen Leiter der Pestalozzi-Stiftung lernte ich jemanden kennen, der in ungewöhnlicher Offenheit mit dem Thema umging. Drei Monate später verabschiedete sich Pastor Andreas Seifert in den Ruhestand. 

Um die 30 Ehemalige haben sich Andreas Seifert zufolge in den vergangenen beiden Jahren bei der Pestalozzi-Stiftung in Burgwedel gemeldet: "Den meisten lag nur an der Akteneinsicht." Sechs Ehemalige hätten Vorwürfe erhoben, Michael B. sei der Siebte. "Darüber hinaus haben wir von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen Berichte mit Vorwürfen erhalten, die die Berichte der ehemaligen Kinder und Jugendlichen übertreffen", so Andreas Seifert, der hinzufügt: "Alle Vorwürfe beziehen sich auf Schläge und Strafen und auf erniedrigende und entwürdigende pädagogische Maßnahmen."

Berichtete ich am 20. März 2010. Dann stellte ich einen Kontakt von Michael B. mit der "Nordhannoverschen Zeitung" her. Der damalige Burgwedeler Redakteur Martin Lauber berichtete ausführlich.

Ich berichtete weiter. Am 5. November 2012 schrieb ein ehemaliges Heimkind: "Ekelig war besonders, dass man dem Erzieher seinen Penis masturbieren musste, so lange bis er abspritzte."

Übernommen aus dem "Burgdorfer Kreisblatt" vom 16. November 2020, für das ich ebenfalls verantwortlich zeichne.

17. Dezember 2020. Inzwischen haben Stadt- und Ortsrat beschlossen: Die Straße wird umbenannt.

14. Juli 2021. Offenheit in Festschrift versprochen Hier klicken 

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