Donnerstag, 12. November 2020

Heimnachrichten (2020)

Kinderheime in Rumänien nicht gut fürs Gehirn

Ein Forscherteam hat Erwachsene untersucht, die als Kinder in rumänischen Kinderheimen untergebracht waren. Durch die starke Vernachlässigung seien die Gehirne kleiner als bei Vergleichspersonen, so die Psychologin und Studien-Mitautorin Nuria Mackes im Dlf. Auch der IQ sei im Durchschnitt geringer.

Deutschlandfunk, 9. Januar 2020

Kinderheim Reitenbuch: Licht ins Dunkel bringen
Es geht um Prügelattacken und sexuellen Missbrauch: Das Bistum Augsburg möchte die Vorfälle im Kinderheim Reitenbuch aufklären, wo es vor mehreren Jahrzehnten zu Übergriffen auf Kinder gekommen sei. Jetzt werden weitere mögliche Opfer gesucht. Alle Hinweise würden vertraulich behandelt. "Wir wollen Licht ins Dunkel bringen", so Elisabeth Mette, die frühere Präsidentin des Bayerischen Landessozialgerichts. "wir wenden uns an alle, die bisher geschwiegen haben oder nicht ausreichend gehört wurden". Sie zieht dabei eine Parallele zu den Vorfällen im Kinderheim Hl. Kreuz/Cassianeum in Donauwörth: "Ich habe den Bericht übers Cassianeum gelesen, das ist so harte Kost, das können Sie nicht an einem Stück durchlesen. Und ich fürchte, dass mir solche schwere Kost auch bevorsteht".

Bayerischer Rundfunk, 4. Februar 2020

Die Abspeisung der missbrauchten Kinder

Beim Geld hört der Missbrauch noch lange nicht auf: Nächste Woche will sich die Frühjahrskonferenz der katholischen Bischöfe mit der Entschädigung einiger Opfer in katholischen Kinderheimen beschäftigen. Von den im Herbst versprochenen Summen ist schon jetzt keine Rede mehr.

Hier weiterlesen 27. Februar 2020


Teilschließung des Heims Neustart reicht nicht

taz: Herr Richert, Brandenburgs Jugendministerin Britta Ernst hat dem Heim Neustart in Jänschwalde eine Teilschließung verordnet. Warum halten Sie das für falsch?

Jörg Richert: Wir haben den Bericht des Ministeriums über das Heim vorliegen. Die groben Verstöße lassen auf einen Träger schließen, der ein zu missbilligendes falsches Verständnis von pädagogischer Arbeit hat. Deshalb reicht es nicht, dort nur Gruppe 1 und 2 zu schließen und die Gruppen 3 und 4 weiterlaufen zu lassen. Die pädagogische Haltung und die ethisch moralischen Vorstellungen der Mitarbeiter in den Gruppen unterscheiden sich nicht.

taz, 18. März 2020

Kinderheime in der Corona-Krise

Auch im Augustinusheim in Ettlingen will man „so lange wie möglich vermeiden, die Jungs heimzuschicken“, sagt die pädagogische Leiterin Jana Geßner. Dabei geht es Geßner auch um die Angehörigen. „Wir müssen die Großeltern schützen.“ Den Jungs den Ernst der Lage zu vermitteln, ihnen klarzumachen, dass es nicht um sie geht, sondern um den Schutz anderer, sei schwierig gewesen.

Badische Neueste Nachrichten, 24. März 2020

Nicht einmal Spaziergänge

Marianne K. war wegen einer Borderline-Störung für erziehungsunfähig erklärt worden und hatte das Aufenthaltsbestimmungsrecht für Nina verloren. Das Sorge- und Umgangsrecht aber behielt die Mutter. Ihr Gesundheitszustand ist nach mehreren Therapien inzwischen stabil. „Gerade stand eine Ausweitung des Umgangs an, bei der nächsten Hilfekonferenz sollte über Ninas endgültige Rückkehr nach Hause beraten werden. Dann kam Corona“, sagt Marianne K. Mutter und Tochter bleibt nur das Telefon.

„Nicht mal Spaziergänge sind drin“, sagt K. „Sie vertrauen uns nicht, dass wir uns dabei nicht umarmen.“
Die Welt, 21. April 2020

Flüchtlingskind missbraucht?
Einer 27-jährigen Frau aus Kevelaer werden sexueller Missbrauch und sexuelle Nötigung eines 16-Jährigen vorgeworfen. Dafür muss sie sich jetzt vor dem Krefelder Amtsgesicht verantworten. Die Angeklagte war seit dem Frühjahr 2016 als Sozialpädagogin in einem Kinderheim in Kempen beschäftigt, wo sie ab Januar 2017 eine Wohngruppe für unbegleitete männliche Flüchtlinge leitete. Darunter war auch ein 16-jähriger männlicher Jugendlicher.
Rheinische Post, 17. Juli 2020


Studie über DDR-Kinderheime
Rund 500 000 Menschen haben in der DDR ihre Kindheit in Heimen verbracht. 500 000 Geschichten, die ganz unterschiedlich verlaufen sind. Diese Bandbreite will jetzt eine Studie der Universität Leipzig erforschen.

Heide Glaesmer leitet die vom Bund finanzierte Forschungsarbeit. Sie ist Professorin für medizinische Psychologie an der Universität Leipzig. Glaesmer findet, dass die Geschichte der DDR-Heimkinder noch zu wenig psychologisch erforscht sei. Deshalb sucht Glaesmer nun nach ehemaligen DDR-Heimkindern, um sie für die Studie zu befragen. Und man wolle erfahren, wie es ihnen dort gegangen sei, was sie für Erfahrungen gemacht hätten:

"Aber uns interessiert auch, wie man mit diesen Erfahrungen weiter umgegangen ist, mit wem man darüber gesprochen hat, welche Bedeutung das heute noch für einen hat und so weiter.", sagt Glaesmer.
MDR, 23. Juli 2020
Opfer-Verbände enttäuscht
Die Opfer von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche sollen künftig bis zu 50.000 Euro bekommen können. Darauf hat sich die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda geeinigt. Opfer-Verbände hatten sich viel mehr erhofft.
hessenschau, 24. September 2020

Film von Frank Bauer über "Kleine Strolche"

Asendorf/Bassum – Anke Bartel ist auf dem Weg nach Hannover. Direkt aus der Klinik muss sie einen Säugling holen, weil seine Mutter ihn verlassen hat. Wieder ein Kind, das dringend Zuwendung und Liebe braucht – und über das Kinderheim „Kleine Strolche“ ein Zuhause auf Zeit bekommt. In diesem Fall in einer Bereitschaftserziehungsstelle bei Eltern auf Zeit.

Mehr als 400 Jungen und Mädchen haben in den vergangenen fünf Jahren dringend notwendige Unterstützung im Kinderheim oder in einer Bereitschaftserziehungsstelle erhalten. Insgesamt 70 Fachkräfte gehören zum Team.

Kreiszeitung, 11. November 2020