Donnerstag, 26. September 2019

Jugendämter 2019 (II)

Keine Fragen zu den Taten
Im Prozess um den hundertfachen sexuellen Missbrauch von Kindern auf einem Campingplatz bei Lügde sollen heute (12.00 Uhr) Kinder als Zeugen aussagen.
Nachdem am Donnerstag zum Auftakt vor dem Landgericht in Detmold alle Angeklagten Geständnisse abgelegt hatten, sollen die Opfer nach Aussage ihrer Anwälte aber nicht zu den Taten befragt werden. Es gehe mehr darum, dass das Gericht sich ein Bild machen wolle, wie es ihnen heute gehe.
Merkur, 28. Juni 2019

Mutter im Hungerstreik
Sie will ihre Tochter wiedersehen. Parisa Jaghubian ist am Montagnachmittag vor dem Amtsgericht in Jever in den Hungerstreik getreten. Laut Medienberichten wolle sie so auf ihre familiäre Situation aufmerksam machen.
Denn die minderjährige Tochter der gebürtigen Iranerin Parisa Jaghubian befindet sich in der Obhut des Jugendamtes.
Wilhelmshavener Zeitung, 11. Juli 2019

Schutz vor sexualisierter Gewalt

NRW-Familienminister Stamp nimmt nach den Behördenfehlern im Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs von Lügde die Kommunen in die Pflicht. Wie er im WB sagt, müsste es in den Jugendämtern speziell geschulte Mitarbeiter für Fälle von sexueller Gewalt gegen Kinder geben. Manche Kommunen stünden da noch auf der Bremse, so der Minister. Stamp will, dass diese Experten künftig bei jeder Pflegeentscheidung hinzugezogen werden sollen. Der Schutz vor sexualisierter Gewalt müsse zusätzlich zum allgemeinen Schutz des Kindeswohls geprüft werden.

Radio Bielefeld, 22. Juli 2019

Das Erinnerungsvermögen
Die Stadt Wilhelmshaven überprüft wegen meiner Dienstaufsichtsbeschwerde die Vorgänge rund um die Durchsuchung meiner Wohnung im Auftrag des Wilhelmshavener Jugendamtes aufgrund der Unterlagen des Jugendamtes und kann im Juli 2013 nicht mehr feststellen, was warum geschehen ist?
Da ich über den Fall im Internet berichte, stellen die beiden Polizeibeamten, die sich bei der Wohnungsdurchsuchung falsche Namen gegeben haben, gegen mich Strafantrag und scheitern damit in zweiter Instanz. Doch einer der beiden Polizisten verklagt mich auch privat.
Hier weiterlesen 27. Juli 2019

Jugendämter zocken Heim- und Pflegekinder ab

Jugendliche, die im Heim oder in einer Pflegefamilie leben, müssen bis zu drei Viertel ihres Einkommens an das Jugendamt abgeben. Viele Betroffene finden das unfair, kommen finanziell kaum auf die Beine. Und Kritiker sagen: Es entmutigt die jungen Berufstätigen, arbeiten zu gehen.

Deutschlandfunk, 4. August 2019

Erstmals Anstieg

Mehr Verdachtsfälle von Kindesmisshandlung haben die Jugendämter im vergangenen Jahr beschäftigt. Die Zahl der sogenannten Inobhutnahmen aus diesem Grund stieg um ein Viertel auf mehr als 6150, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Erstmals seit Einführung der Statistik im Jahr 1995 seien Anzeichen für körperliche oder psychische Misshandlung mit 8,3 Prozent die dritthäufigste Ursache für das Einschreiten der Behörden gewesen.

Deutsche Presseagentur, 16. August 2019

Jugendämter sparen Geld

Das Netzwerk fordert in dem offenen Brief, dass die Einsparungen der wirtschaftlichen Jugendhilfe möglichst vollständig für Inklusion Verwendung finden. „Wenn Eltern vom Freistaat einen Zuschuss für den Beitrag zur Kita erhalten, muss das örtliche Jugendamt weniger Zuschüsse an jene leisten, die unter einem bestimmten Einkommen liegen. Die Landesmittel führen damit zu Einsparungen auf Ebene der Kommunen“ beschreibt Gewerkschaftssekretär Mario Schwandt den Hintergrund. Mit diesen Mitteln solle nach Ansicht der Verfasser des Briefes dringend die Inklusion in der frühkindlichen Bildung verbessert werden, die allen Kindern zugutekommen würde.

Bildungsklick, 30. August 2019 

Kind stirbt, bevor das Jugendamt hilft

Nach dem Tod eines Kleinkindes Ende Juli steht das Jugendamt der Politik am Dienstagnachmittag (3. 9.2019) Rede und Antwort. Der Jugendhilfeausschuss informiert sich über die Rolle des Jugendamtes in diesem Fall und über Qualitätsstandards in Essen. Der zweijährige Junge war nach einem Hitzeschock in seinem Zimmer gestorben, wo er stundenlang alleine eingeschlossen gewesen sein soll.

Die Familie war dem Jugendamt bekannt. Eine geplante Betreuung von Eltern und Kindern durch den sozialen Dienst kam zu spät - der Junge starb wenige Tage vor dieser Maßnahme. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt wegen Mordes gegen den Vater des kleinen Jungen.

WDR, 3. September 2019

Jugendämter vermitteln Kinder an Pädophile

Berge von Akten wurden gewälzt: Akten aus der Wohnung des verstorbenen Peinigers, Akten aus dem Jugendamt von Tempelhof-Schöneberg. Das Ende der Suchaktion ist ernüchternd: Die Ermittlungen wurden eingestellt. Die Rede ist von dem Versuch der juristischen Aufarbeitung eines Kindesmissbrauchs unter staatlicher Obhut: 30 Jahre lang bis mindestens 2003 gaben Jugendämter Kinder und Jugendliche zu pädophilen Pflegevätern.

Tagesspiegel, 4. September 2019

Erschreckende Einstellung

Der ehemalige Abteilungsleiter der Kinder- und Jugendhilfe der Hamburger Sozialbehörde, Wolfgang Hammer, nimmt an, dass durch die schlimmen Misshandlungsfälle der vergangenen Jahre die Jugendamtsmitarbeiter stark verunsichert sind: "Ich habe Aussagen von Leitungsebenen, die wären vor zehn Jahren unmöglich gewesen: Lieber zehn Kinder mehr in Obhut nehmen als notwendig ist, oder ins Heim geben, als eins zu wenig." Die Heimunterbringung aber könne schlimme Folgen für die Kinder haben und dürfe nur das allerletzte Mittel sein.

ZDF, 11. September 2019 


Nicht einfach festzustellen
Im Landkreis Göttingen sind die KWG (Kindeswohlgefährdungen) im Vergleich zum Vorjahr hingegen gefallen, teilt Landkreis-Sprecher Ulrich Lottmann mit. 2018 seien 213 neue Fälle erfasst worden, drei Prozent weniger als 2017 (220 Fälle). 2018 stufte das Jugendamt 34 Fälle davon als akut ein, 2017 waren es insgesamt 44 (ein Rückgang um 23 Prozent).

„In den wenigsten Fällen ist eine Kindeswohlgefährdung einfach und eindeutig festzustellen“, sagt Lottmann. Für eine Einschätzung müssten verschiedene Faktoren und deren Zusammenwirken betrachtet werden. Die Mitarbeiter vom Allgemeinen Sozialen Dienst seien geschult, um komplexe Situationen einschätzen zu können.
Hessisch-Niedersächsische Allgemeine, 25. September 2019

Jugendämter 2019 (III)

Sonntag, 8. September 2019

Margot merkt was?

Die Heuchlerin. 
Niemand darf wegsehen-nur die Kirche?

Demnächst beschwert sich die Mafia noch darüber, dass nicht alle Verbrechen aufgeklärt werden.

Margot Käßmann, ihres Zeichens ehemalige niedersächsische Landesbischöfin und Kolumnenschreiberin in der "Bild am Sonntag", beklagt heute die Opfer des 56-jährigen Andreas V. und des 34-jährigen Mario S., die auf einem Campingplatz in Lügde fast 300 Mal Kinder missbraucht haben. Sie könne nicht verstehen, wie diese scheußlichen Verbrechen so lange unbemerkt geblieben sind.

Margot, dann frag doch mal die Leiter und die Teams der evangelischen Kinderheime, wie die es geschafft haben, jahrzehntelang den Missbrauch, die Erniedrigung und die Qualen von Heimkindern zu verheimlichen, und warum diese Opfer widerlicher Verbrechen zwei Jahre lang darum kämpfen mussten, bis der Bundestag einen Ausschuss einrichtete, der sich bei der Aufklärung großen Problemen gegenüber sah.

Die damalige Ausschussvorsitzende Dr. Antje Vollmer schrieb mir am 15. Dezember 2008: "Sicher würde es meine Möglichkeiten bei Weitem übersteigen, für jeden Einzelfall eine gute Lösung zu finden. Aber den Betroffenen mit offenen Ohren ausführlich zuzuhören, ist der erste Schritt, dem wir uns verpflichtet haben." Die Aufklärung sollte sich auf Fälle bis 1975 beschränken. Als ich dem Ausschuss auch spätere Fälle schilderte, teilte mir die Ausschussvorsitzende mit, damit könne man sich nicht auch noch beschäftigen. Der Ausschuss sei jetzt schon überfordert.

Margot, erklär den Leserinnen und Lesern der "Bild am Sonntag" doch einmal, warum Dr. Antje Vollmer mir diese Antwort gegeben hat...Für deine Kolumne kannst du den gleichen Anfang nehmen wie heute: "Es kann doch nicht sein, dass über so lange Zeit derart viele Kinder sexuell missbraucht wurden! Wo war die Aufmerksamkeit der anderen rundherum? Sie müssen doch etwas bemerkt haben!" Der nächste Satz könnte lauten: "Oder sahen alle weg wie die evangelische Kirche?" Aber das ist nur ein Vorschlag.

Lesetipp: "Die Teufelin aus dem Ith" (Margot Käßmann soll nach Auskunft eines ehemaligen Heimkindes auf meine Recherchen höchst seltsam reagiert haben) Hier bestellen