Montag, 15. September 2008

Kevin in einem tollen Heim?



Kevins Versteck im Wald.



Heimkinder - hinein ins kühle Nass?
18. Mai 2008
Kevin fühlt sich im Heim nicht wohl

Karin S. (Name geändert) hat im Mai 2008 Fotos gemacht: Sie zeigen Bauschutt in einem ehemaligen Swimmingpool, eine Metallscheibe, mit der die Kinder Frisby spielen und einen abgemagerten verstörten Jungen, der in einem kargen Zimmer auf einem Stuhl sitzt. Kevin ist einmal ein fröhlicher Junge gewesen, beweist ein älteres Foto. Seit zwei Monaten lebt er in einem Heim am Fuße des Teutoburger Waldes. Die Mutter und der Stiefvater von Kevin haben die Erfahrung gemacht: “Je mehr wir kämpfen, um so mehr greifen sie uns an.” Mit sie ist vornehmlich das Jugendamt gemeint.

Von Kevins leiblichem Vater hat sich Karin S. vor zehn Jahren getrennt, sie wurde mit den Alkoholproblemen ihres Mannes nicht mehr fertig, vor zwei Jahren zog sie mit Ernst Peter S. (Name ebenfalls geändert) zusammen, im Dezember 2007 heirateten sie. Doch Kevin wollte bei seinem leiblichen Vater bleiben und besuchte ein Jahr lang die Schule nicht. Deshalb zog das Jugendamt vor Gericht. Entschieden werden sollte über die Zukunft des Jungen, für die Kevins Mutter und sein Stiefvater sorgen wollten. Sie richteten für ihn ein Zimmer ein. Doch als Karin S. Kevin zur Schule fuhr, zitterte er am ganzen Körper: “Ich kann das nicht!”

Eklat vor Gericht

Eine Jugendamtsmitarbeiterin schaute sich im neuen Elternhaus des Jungen um, sie fand nichts, was gegen eine Rückkehr sprach. Doch beim Gerichtstermin kam es zu einem Eklat. Die Richterin war nicht damit einverstanden, dass Kevins Mutter um Klärung einiger offener Fragen bat. Dazu gehörte die Forderung, sie müsse ihren Ex-Mann ins Haus lassen. Das wollte Karin S. nicht. Die Richterin übertrug kurzerhand das Aufenthaltsbestimmungsrecht auf das Jugendamt.

Mutter und Stiefvater schalteten nach dem Gerichtstermin einen Anwalt ein, um eine Heimeinweisung von Kevin zu verhindern. Das misslang. Seit zwei Monaten lebt er in einem Heim und wird dort von Altersgenossen verprügelt.

Kinder treten Küchentür ein

Manchmal geht es dort noch dramatischer zu. Bei einem Telefonanruf bekommen Mutter und Stiefvater mit, dass Kinder mit Gewalt die Tür zur Küche öffnen wollen, weil sie Hunger haben. Der Betreuer entschuldigt sich: “Ich muss da jetzt eingreifen.”

Zwischenzeitlich ist Kevin in einer Klinik gewesen. Eine körperliche Ursache dafür, dass der Junge immer magerer wird, fanden die Ärzte nicht. Bei einem Heimbesuch am 1. Mai 2008 sagt er zu seiner Mutter: “Ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende.”

Ihren Kampf um Kevin wollen Ernst Peter und Karin S. nicht aufgeben, sie wollen alle Dokumente zum Schicksal ihres Jungen öffentlich machen.

Siehe auch

19. Mai 2008
Mail an das Heim

Betr. Kevin

Sehr geehrte Damen und Herren,

Als Redakteur bin ich um Hilfe gebeten worden. Dabei geht es um Kevin, der seit zwei Monaten bei Ihnen lebt. Für die Beantwortung meiner Fragen wäre ich Ihnen dankbar:

1. Die Mutter und der Stiefvater von Kevin behaupten, dass der Junge in Ihrem Heim verprügelt und gewürgt wird. Ist Ihnen etwas über solche Vorfälle bekannt?

2. Die Mutter hat ein Foto von ihrem Jungen gemacht. Auf diesem Foto wirkt der Junge verwirrt. Ist dieser Eindruck zutreffend?

3. Der Junge soll den Angaben von Mutter und Stiefvater zufolge immer mehr abmagern. Stimmt das?

4. Angeblich spielen Ihre Schützlinge mit einer Metallscheibe Frisby. Bieten Sie in Ihrem Heim auch anderen Zeitvertreib an?

5. Bei einem Telefongespräch mit einem Betreuer wollen Mutter und Stiefvater Ohrenzeugen geworden sein, als Kinder die Küchentür aufbrachen, weil sie Hunger hatten. Der Betreuer habe sich sogar dafür entschuldigt. Was sagen Sie dazu?

6. Auf dem Heimgelände gibt es auf Fotos festgehaltene Gefahrenquellen. Wann werden diese beseitigt?

Mit freundlichen Grüßen

Heinz-Peter Tjaden
Krumme Straße 1
26384 Wilhelmshaven

20. Mai 2008
Antwort des Heimleiters

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Ihre e-mail haben wir erhalten und antworten gerne darauf.

Wir sind eine Jugendhilfeeinrichtung und seit 60 Jahren leisten wir erfolgreich pädagogische Arbeit. In dieser Zeit gab es immer wieder Eltern, die, wenn sie Erziehungsschwierigkeiten mit ihren Kindern haben und die Heimerziehung erfolgreich verlief, den Erfolg nicht akzeptieren wollten. Auch in diesem Fall Kevin scheint es so zu sein.

Sie werden verstehen, dass wir auf diese Fragen nicht detailliert antworten dürfen, weil uns der Datenschutz uns dieses verbietet. Sie können gerne in unsere Einrichtung kommen, nach vorheriger Terminabsprache mit dem Unterzeichner und sich ein Bild über unsere Arbeit machen.

Mit freundlichen Grüßen
Jugendsiedlung H.
- W. Franke -
(Leiter der Jugendsiedlung)

Mail an das Jugendamt

Sehr geehrter Herr Palmen,

als Redakteur beschäftige ich mich mit der Geschichte von Kevin, der seit zwei Monaten in einer Jugendsiedlung lebt.

Dazu schreibt der Stiefvater, eine Mitarbeiterin des Jugendamtes (Frau Sonja Winzen) habe sich das Elternhaus des Jungen in Jülich angeschaut und nichts Negatives entdeckt. Vereinbart worden sei, dass Kevin nach einem vorübergehenden Heimaufenthalt zu seiner Mutter zurückkehren dürfe, wenn er die Schule besuche. Das sei ein Jahr lang nicht der Fall gewesen, als der Junge noch bei seinem Vater in Geilenkirchen lebte.

Von mehreren Seiten ist mir inzwischen berichtet worden, dass sich der Junge mit Selbstmordgedanken herumplagt. Außerdem hat mir die Mutter von Kevin Fotos zukommen lassen, die auf Gefahrenquellen in der Jugendsiedlung hinweisen.

Der Heimleiter hat die meisten meiner Fragen mit Hinweis auf den Datenschutz nicht beantwortet. Es sei wohl so, dass sich die Mutter und der Stiefvater nicht mit den Erfolgen des Heimes anfreunden könnten.

Meine Fragen:

1. Ist dem Jugendamt etwas über Gefahrenquellen in der Jugendsiedlung bekannt?

2. Kommt es in der Jugendsiedlung zu Gewaltausbrüchen der Jugendlichen, unter denen beispielsweise Kevin zu leiden hat?

3. Darf Kevin in nächster Zeit wieder nach Hause?

Mit freundlichen Grüßen

Heinz-Peter Tjaden
Krumme Straße 1
26384 Wilhelmshaven

Ich veröffentliche auch diese mail auf http://kinderinheimen.blogspot.com

23. Mai 2008
Antwort der Stadt Geilenkirchen

Sehr geehrter Herr Tjaden,

Unter Bezugnahme auf Ihre an mich weitergeleitete E-Mail vom 20. 5. 08 bitte ich um Verständnis, dass ich die durch Sie gestellten Fragen aufgrund des in § 35 Sozialgesetzbuch 1. Teil (SGB I) verankerten Grundsatzes des Sozialgeheimnisses nicht beantworten kann.

Demnach hat jeder Anspruch darauf, dass die ihn betreffenden Sozialdaten von den Leistungsträgern nicht unbefugt erhoben, verarbeitet oder genutzt werden. Die Wahrung des Sozialgeheimnisses umfasst auch die Verpflichtung, dass die Sozialdaten nur an Befugte weiterzugeben sind.

Stadt Geilenkirchen
Das Jugendamt als Pfleger
Philippen
Mit der Wahrnehmung der Aufgaben gem. § 55 Abs. 2 SGB VIII beauftragt

Kevins Geschichte

Folge 3

25. Mai 2008
Kevin ist ausgerissen

Das Jugendamt der Stadt Geilenkirchen würde wohl wieder bei entsprechender Nachfrage von Sozialdaten schreiben, die gegenüber Dritten unter Verschluss zu halten sind. Kevin dagegen war nicht mehr zu halten. Der 14-Jährige, der über zwei Monate in einem Heim am Rande des Teutoburger Waldes gelebt hat, ist Berichten aus dem Umfeld der Familie zufolge ausgerissen und versteckt sich vor den Behörden, bis das Familiengericht über seine Zukunft entschieden hat.

26. Mai 2008
Mail von der Polizei

Sehr geehrter Herr Tjaden,

der Sachverhalt ist hier bekannt und wird entsprechend bearbeitet. Leider kann ich Ihnen keine Details nennen.

Mit freundlichen Grüßen

Uwe Bauer
KPB Lippe
Dezernent VL 2 / Pressesprecher

26. Juli 2008
Brief vom Bürgermeister

Wie ich nun feststellte, sind auf Ihrer Seite zur Meldung betreffend "Kevin" meine MitarbeiterInnen

...

namentlich genannt. Hierdurch werden die Persönlichkeitsrechte der genannten städtischen Bediensteten verletzt. Im Rahmen meiner Fürsorgepflicht fordere ich Sie daher auf, die Veröffentlichungen umgehend zu entfernen oder zu ändern. Keine Bedenken habe ich, wenn die Namen durch Bezeichnungen wie "der Mitarbeiter des Jugendamtes" ersetzt werden.

P. S. Ich habe den Kommentar gelöscht.

15. September 2008

Kevin ist inzwischen wieder zuhause.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Leute, so wie Sie es geschrieben haben hört sich das alles noch ziemlich harmlos an !! Ich kenne Kevin und glauben Sie mir es ist noch schlimmer als Ihre Darstellung. Kevin war ein fröhlich aufgeweckter Junge und JETZT?? Er steht vor seinem psychischen und physischen Abgrund. Der Junge kann nicht mehr. Ich weiss dies da er mehrmals täglich mit meiner Tochter telefoniert und dort am Handy schon so einige Male von Selbstmord gesprochen hat.
Kevin hat sich seinerzeit für seinen Vater " entschieden " das das nicht der richtige Weg für ihn war konnte er nicht wissen , wie auch er ist KIND !! Die Mutter hat immer alles daran gesetzt das es Kevin gut geht und das er ein geregeltes Leben hat, hat mehrere Mal das Jugendamt über die Zustände beim Vater informiert UND nichts ist wirklich passiert!! Will das Jugendamt duch diese Aktion ihr vorheriges Fehlverhalten wegmachen ??????? Wo waren die denn als Kevin monatelang nicht in der Schule war?? Da hat sich niemand dafür verantwortlich gefühlt !!! Und jetzt wo er eine vernünftige Chance hat bei seiner Mutter wird die ihm verwehrt. Mal ganz abgesehen von den Kosten die das ganze verursacht - Heimaufenthalt - Fahrkosten der Mutter - Beschaffung von Lebensmitteln für Kevin - bei jedem Besuch werden Lebensmittel im Wert von ca 100 Euro eingekauft für ihn damit er überhaupt etwas isst - die ganzen Gerichtskosten - Anwaltskosten !?!?!?
Nur damit das Jugendamt sagen kann wir haben doch etwas getan ??? Dann sollen sie da tun wo es wirklich angebracht ist und wo Leute und Kinder auf Ihre Hilfe warten und hoffen

Anonym hat gesagt…

Die Erfolge sind doch ganz klar zu sehen, meiner Meinung nach!!!
Er ist abgemagert, völlig verstört, läuft seit Monaten mit Zahnschmerzen rum, lacht nicht mehr....
Mir fallen noch viela sachen ein, die ich hier aufzählen könnte, die sich äuserst negativ an Kevin verändert haben, sogar so sehr, das ich als Schwester ihn fast nicht wieder erkenne!!!

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Anonym hat gesagt…

hallo bin eine gute freubdin von kevin mitlerweile ist er aus dem heim raus ja es ging im dort nicht gut das stimmt war selbst dort habe gesehen was dort für umstände herschen das heim lieg direkt an einem militär schießplatz ganz toll =( zudem eegal vo man hingegangen ist das gelände des heimes ist eine reine baustelle so kann doch keiner leben

Anonym hat gesagt…

Guten TAg
Ich habe eben von dem Fall Kevin gelesen,er ist zu Hause, das ist schön,denn in meinem Fall ist das nicht happy ausgegangen.
Vielleicht könnten wir mal mailen.Habe da ein paar Fragen,die sie mir vielleicht beantworten können.MFG
dianakarrer@onlinehome.de

Anonym hat gesagt…

die jugendamtmitarbeiterinen werden immer dreister beschimpfen jugendluche die hilfe suchen und schmeissen sie raus ich weis es ist lang her mit kevin aber hier sollte mal jemand verdeckt ermitteln als praktikant