Sonntag, 11. August 2013

Treibjagd

Gedanken über einen Roman von Michael Holzner

Akademie für Publizistik in Hamburg, 1980: Er schiebt die Tür auf, die den Seminarraum teilt. Alle drehen sich um. "Guten Tag", sagt er. "Ich bin gleich wieder weg." Weg ist er wieder.

"Das war Michael Holzner", sagt der Seminarleiter. "Er hat einen Roman geschrieben über seine Erfahrungen als Heimkind. Wenn jemand diesen Roman lesen will, ich kann ihn bestellen."

Viele wollen diesen Roman lesen. Er heißt "Treibjagd". Der Romanheld wird von seinen Eltern in ein Heim abgeschoben, reißt immer wieder aus.

Ein paar Tage später taucht Michael Holzner wieder in der Akademie auf:  "Ich möchte dir gern die Reeperbahn zeigen." Ich bin nicht begeistert. "Ich zeig dir keinen Porno-Schuppen. Wir gehen dort hin, wo sich die Nutten nach der Arbeit treffen." Das klingt spannend. Finden auch zwei Frauen.

Hamburg schläft, als er uns zur Reeperbahn fährt. In einer Kneipe schauen sich Prostituierte Trickfilme an, lästern über ihre Freier. "Wenn die Männer wüssten, wie hier über sie geredet wird, würden sie bei ihren Frauen bleiben", sagt Michael Holzner. Über seine Kindheit in Heimen verliert er kein Wort. Ich ahne nicht, dass ich mich eines Tages mit diesem Thema beschäftigen werde.

Schleswig-Holstein heute: Immer wieder reißen Kinder aus Heimen aus. Die Polizei bringt sie zurück. Manchmal schaffen es die Kinder bis nach Hamburg. Ein 13-Jähriger ruft häufig seine Mutter an. Dann ist er wieder einmal unterwegs. Das erste Kapitel der Geschichte hat ein Sozialpädagoge aus Lüneburg geschrieben. Der heißt Ruthard Stachowske, ist Honorarprofessor an der Evangelischen Hochschule Dresden. Seinen Referaten stellt er gern ein Bibelzitat voran. "Wer unter euch ohne Schuld ist..." Und so was. Im Jahre 2000 soll Stachowske in der damals von ihm geleiteten Therapeutischen Gemeinschaft Wilschenbruch einige Babys von ihren Eltern getrennt haben. Die Zerstörung von Familien ist sein Spezialfach. So was interessiert die Evangelische Hochschule in Dresden nicht.

Der 13-Jährige will zurück zu seiner Mutter. Auch zu seiner Schwester will er. "Was die im Heim mit uns machen, kann man sich nicht vorstellen", sagt er. Die Heimleitung streitet Missstände ab. In Eckernförde soll alles in Ordnung sein.

Ruthard Stachowske behauptet auf seinen Internet-Seiten, meine Berichte über ihn seien "perfide". Das finde ich in Ordnung. Würde er mich loben, fände ich das peinlich...


Sonntag, 14. April 2013

Mörderisches Dreieck

14. April 2013
Nach Mönchengladbach verschleppt und gequält

Meral ist 16 Monate alt, als Vater Hamid seine hochschwangere Frau in der Türkei sitzen lässt, ihr die Tochter entreißt und nach Deutschland verschleppt. In Mönchengladbach schlägt er sich erst als Metallarbeiter durch, später als Busfahrer.

Bild am Sonntag, 14. April 2013

1. Februar 2011
Fall Mirco: Mehrere Opfer

Der mutmaßliche Täter im Fall Mirco hat nicht nur den zehnjährigen Jungen aus Grefrath und dessen Familie zu Opfern gemacht habe, sondern auch seine eigene Familie.

Rheinische Post. 1. Februar 2011

16. Januar 2011
Kreis Viersen: Jugendamtsleiter beurlaubt

Kreis-Jugendamtsleiter Thomas Weber ist beurlaubt. Der offizielle Vorwurf: "Pflichtverletzung außerhalb des Amtes". Auslöser sollen dem Vernehmen nach pikante Fotos sein, die auf einer Homepage im Internet standen.

Rheinische Post, 13. Januar 2011

11. Dezember 2009
14-Jährige hat Nacktfotos ihres Lehrers

Gegen einen Lehrer der renommierten Bischöflichen Marienschule in Mönchengladbach ermittelt die Staatsanwaltschaft. Der Mann soll Fotos, auf denen er nackt zu sehen ist, per Mail an eine 14-jährige Schülerin geschickt haben. Der vom Bistum inzwischen suspendierte Lehrer bestreitet dies. Unstrittig ist offenbar, dass das Mädchen im Besitz von Fotos des Lehrers ist, die strafrechtlich relevant sind. Der Lehrer bestreitet, dass er diese Fotos an die 14-Jährige geschickt hat.

Rheinische Post, 9. Dezember 2009

5. August 2009
Sozialfall Mönchengladbach

Die Stadt steckt in der Schuldenfalle: 1,2 Milliarden Euro fehlen, um alle Kosten zu bezahlen und Verbindlichkeiten abzulösen. Gladbach ist arm. Dies wird deutlich an den hohen Sozialkosten. In diesem Jahr fallen dafür mehr als 216 Millionen Euro an, alleine 42 Millionen für Heimkinder.

Rheinische Post, 3. August 2009

24. Juli 2009
Kinderschänder: Kein Tag im Gefängnis

Eine Mitarbeiterin versagte – und über Jahre fiel das in der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft niemandem auf. Weil Akten zum Teil über Jahre liegen geblieben sind, haben verurteilte Männer noch keinen Tag ihrer Haft verbüßt - darunter auch Kinderschänder.

Rheinische Post, 24. Juli 2009

9. Juli 2009
Mönchengladbach: Alarmknopf für Jugendamt

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9. Juli 2009
Staatswaltschafts-Chef wird ersetzt

Der Leiter der für das Ermittlungsverfahren zuständigen Staatsanwaltschaft Mönchengladbach werde "mit sofortiger Wirkung an das Ministerium abgeordnet", sagte Müller-Piepenkötter am Donnerstag in Düsseldorf. Der Mönchengladbacher Staatsanwaltschafts-Chef werde durch einen "erfahrenen Beamten" aus dem Justizministerium ersetzt, erklärte die Ministerin.

Rheinische Post, 9. Juli 2009

3. Juli 2009
Auf freiem Fuß

Die Freilassung eines mutmaßlichen Kinderschänders aus Viersen erhitzt die Gemüter. NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter schließt disziplinarrechtliche Schritte gegen die Staatsanwaltschaft nicht aus.

Rheinische Post, 3. Juli 2009

20. Januar 2009
Viersen: Vater plant Sammelklage gegen Jugendamt

16. November 2008, ein Vater erscheint auf dem Polizeirevier in der Lindenstraße, der 31-Jährige macht sich Sorgen um seine Tochter, der neue Pflegevater soll grob mit ihr umgesprungen sein. Doch die Beamten erklären sich für nicht zuständig. Eine Polizistin sagt: „Kinder stecken bis zum Hals im Müll. Aber das Jugendamt kümmert sich nicht darum.“

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16. Dezember 2008
Mit Messer auf Finanzbeamten losgegangen

Weil ein Finanzbeamter (54) ihm nicht weiterhelfen konnte und ihn an eine andere Behörde verwies, sah ein etwa 25 Jahre alter Mann rot. Er schlug den Beamten mit der Faust und verletzte ihn mit einem gezückten Messer am Arm. Danach ergriff er die Flucht.
Der Mitt-Zwanziger wollte ein Gewerbe anmelden, dazu begab er sich zum Finanzamt Mönchengladbach-Rheydt. Als der Beamte ihm erklärte, dass dafür das Ordnungsamt zuständig sei, rastete der Mann aus.

ShortNews, 15. Dezember 2008

12. Dezember 2008
Hilfe in allen Lebenslagen

Seit Oktober ist der katholische Kindergarten Brigittenheim in Kaldenkirchen zertifiziertes Familienzentrum. Im Moment ist das Angebot auf junge Familien ausgerichtet. Doch das soll sich langfristig ändern, sagt Leiterin Petra Hauser. Sie möchte Hilfe in allen Alters- und Lebenslagen geben.

Rheinische Post, 12. Dezember 2008

29. November 2008
Mönchengladbach: Keine Zeit für Bildungsauftrag

Erzieherinnen klagen: In den Kindertagesstätten fehlen Personal und Geld. Das führe dazu, dass Kinder im Extremfall nur noch sauber, satt und trocken gehalten werden können. Für den Bildungsauftrag bleibt keine Zeit.

Rheinische Post, 29. November 2008

25. November 2008
Muttersprache verboten?

Der Scheidungskrieg eines Mönchengladbachers und seiner polnischen Ex-Frau beschäftigt sogar die Staatsregierungen. Die Polin behauptet, deutsche Behörden hätten sie von ihrem Kind fernhalten und die Muttersprache verbieten wollen. Vor vier Wochen ließ sie den Jungen entführen.

Rheinische Post, 25. November 2008

22. November 2008
Mönchengladbach: Aus Heim entlassen - dann Mord

Angeblich bat er am 10. März beim Jugendamt um eine weitere Chance in einem neuen Heim.

Doch dazu kam es nicht. Am 12. März erstattete seine Mutter Vermisstenanzeige. Der 16-Jährige, der gestanden hat, gut zwei Wochen später einen Mann niedergestochen zu haben, war wieder einmal „abgehauen“.

Rheinische Post, 22. November 2008

6. August 2008
Traurige Rekordstadt Mönchengladbach

Das Jugendamt musste im vergangenen Jahr 216 Kinder und Jugendliche in Obhut nehmen, weil sie zu von ihren Eltern vernachlässigt oder misshandelt wurden. Zum Vergleich: In der Nachbarstadt Krefeld waren es 31 Kinder.

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9. April 2008
Neues aus dem mörderischen Dreieck

Nach stundenlangen Verhandlungen konnten Spezialkräfte der Polizei zwei Kinder aus der Gewalt ihres Vaters befreien. Mitarbeiter des Jugendamtes wollten die drei Monate und 13 Jahre alten Kinder in ihre Obhut nehmen. Der Vater wehrte sich und drohte mit Gewalt.

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29. März 2008
Was ist da nur los?

Tatort Viersen: Osteronntagabend 2008, eine Autobahnbrücke bei Oldenburg, ein sechs Kilogramm schwerer Holzklotz zerschmettert die Windschutzscheibe eines Autos, eine 33-Jährige stirbt, und schon gibt es Nachahmungstäter, die Presse berichtet am Dienstag über ein halbes Dutzend, drei stammen aus Viersen.

Diese Stadt liegt im Norden von Mönchengladbach und hat gut 76 000 Einwohner. In der Gartenstraße kommt es am 4. März 2008 zu einem Familiendrama. Ein 50-Jähriger erschießt seine 36-jährige Frau, die zweijährige Tochter ist bei diesem Mord in der Wohnung.

In Viersen gibt es die katholische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, die 2006 in ihrem Jahresbericht feststellt: Die Zahl der Beratungsgespräche hat in dieser Stadt gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent zugenommen.

Tatort Brüggen: Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach ermittelt seit dem 15. November 2006 wegen eines 15-Jährigen, der bei einer Explosion auf einem ehemaligen Ziegeleigelände ums Leben gekommen ist. Er gehörte zu vier Ausreißern, von denen drei in einem Kinderheim leben und nach Schulschluss nicht ins Heim zurück gekehrt sind.

Brüggen liegt nordwestlich von Mönchengladbach, hat gut 16 000 Einwohner und gehört zum Kreis Viersen. Laut Jahresbericht 2006 der katholischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche hat in diesem Kreis die Zahl der Beratungsgespräche gegenüber 2005 um 40 Prozent zugenommen, deutlich sei die Zunahme auch in Brüggen.

Tatort Mönchengladbach: „Was wusste das Jugendamt?“ fragt die „Zeit“ am 5. Februar 2008. Eine 36-Jährige hat ihre beiden Kinder umgebracht, die Behörde ist vor dem Doppelmord in der Wohnung gewesen. Die Stadt ist für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Mönchengladbach hat 265 000 Einwohner, der Oberbürgermeister heißt seit dem 15. Oktober 2004 Norbert Bude, mit dem der Vater eines Heimkindes und ich am 28. Februar 2008 ein Gespräch führen wollten. Er lehnte schriftlich ab. Thema wäre auch das Jugendamt von Mönchengladbach gewesen.

Tatort Mönchengladbach: Die nordrhein-westfälische Justizministerin Müller-Piepenkötter berichtet am 21. März 2007 über einen Doppelmord, der viele Fragen aufwirft. Nach einem Termin vor dem Amtsgericht in Mönchengladbach-Rheydt bringt am 9. März 2007 ein Mann seine 37-jährige Frau und deren 18-jährige Tochter um. Der Mann kommt unbehelligt ins Gericht, obwohl er per Haftbefehl gesucht wird, unbehelligt verlässt er das Gericht wieder - und das Jugendamt von Mönchengladbach hat sich für sein Sorgerecht stark gemacht.

Tatort Mönchengladbach: Ein Mitarbeiter des Mönchengladbacher Jugendamtes steht am 3. August 2005 vor Gericht wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassung. Er bekommt ein mildes Urteil, weil er zu Protokoll gibt, die Behörde, für die er arbeite, habe kein Konzept für die „Vorgehensweise bei Kindeswohlgefährdungen“.

Tatorte Viersen - Brüggen - Mönchengladbach: Was ist in diesem Dreieck los? Der Bürgermeister von Viersen heißt Günter Thönnessen und leitet seit Oktober 2004 die Geschicke der Stadt, die derart unter Finanznot leidet, dass sie die Jugendeinrichtung „Insel“ nicht mehr bezahlen kann. Mit der Zukunft dieses Treffpunktes beschäftigt sich der Jugendhilfeausschuss am 14. April 2008. Schreibt man den Bürgermeister wegen dieser Sitzung an, bekommt man - keine Antwort…

Kommentare zu diesem Bericht

Freitag, 22. März 2013

Unseriös

Schadet allen - auch den Heimkindern

Googelt man Vereine und Organisationen, die sich tatsächlich oder angeblich um Heimkinder kümmern, dann findet man viele Organisationen. Einige haben lediglich eine Handvoll Mitglieder, veröffentlicht wird alles, es muss nur grausam genug klingen. Die meisten Behauptungen halten einer Recherche nicht stand, denn in den meisten Heimen von heute geht es anders zu als in Heimen früherer Jahre.

Der Pressesprecher einer dieser Vereine hat mir heute eine mail geschickt. Gebeten werde ich um Informationen über "Pole Poppenspäler" in Sankt Peter-Ording. Ein Link in dieser mail führt zu einem Interview, das ein Vater gegeben hat. 80 Minuten lang erzählt er seine Geschichte, die mir hinlänglich bekannt ist, weil mich dieser Mann mehrfach angerufen hat.  Nach Angaben dieses Pressesprechers wird in diesem Interview irgendwann auch mein Name erwähnt. So weit bin ich allerdings nicht gekommen, denn ich habe keine Lust, mir bestimmte Geschichten immer wieder anzuhören.

In dieser mit meinem Namen verbundenen Interviewpassage soll es um "Pole Poppenspäler" in Sankt Peter-Ording gehen. Über dieses Heim habe ich in diesem blog berichtet, weil diese Einrichtung ein Paket, das in meinem Namen an ein Mädchen geschickt worden ist, an mich zurückgeschickt hat. Ein Paket, das ich selbst abschickte, ist bis heute verschollen. Offenbar werden Geschenke Dritter an Heimkinder bei "Pole Poppenspäler" nicht gern gesehen. Warum das so ist, weiß ich nicht.

Ebenso rätselhaft ist mir, warum jemand ein Interview veröffentlicht, in dem Namen genannt werden, die Betroffenen aber nicht gefragt werden, ob sie sich mit dem Inhalt des gesamten Gespräches identifizieren können. Mir liegt kein einziges Dokument vor, mit dem der Wahrheitsgehalt der Behauptungen dieses Vaters belegt wird.

Darauf lege ich aber großen Wert. Ich will keine Räuberpistolen zücken. Wenn es Missstände gibt, dann müssen sie aufgeklärt werden. Diese Aufklärung wirkt aber nur bei seriöser Arbeit. Wie die wirkt, zeigt gerade das Beispiel eines Sozialpädagogen aus Lüneburg, der derzeit die Verleumdungspalme rauf und runter läuft, meine Recherchen über ein ehemaliges Kinderheim in Holzen bei Holzminden haben sogar die Staatsanwaltschaft und andere Ermittler beeindruckt, ich habe so manches Jugendamt aufgescheucht, ich helfe Eltern mit Rat und Tat. Unzählige Versuche, mich vor Gericht mundtot zu machen, sind gescheitert. Auch Sekten bissen sich an mir die Zähne aus.

Das soll so bleiben...